Windhoek-Kapstadt 2015

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Mit Gravel Travel von Windhoek nach Kapstadt vom 04.11. – 19.11.2015

Die Vorfreude auf diese Reise war aufgrund unserer ersten Namibia-Reise bereits groß: Wüsten, Tiere, phantastische Landschaften und das für uns noch unbekannte Südafrika steigerte sogar unsere Erwartungen. Doch Gravel Travel verstand es, diese Vorfreude noch zu toppen:

Anruf von Annette: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Air Namibia lässt am geplanten Rückreisetag die Flugzeuge warten. Wir müssen auf Condor umbuchen. Die gute: deren Rückflug findet einen Tag später statt. Klappt das bei Euch?“ Was für eine Frage – einen Tag Urlaubsverlängerung für lau. Natürlich klappt das!

Mittwoch, 04.11.2015
Um 20:30 Uhr startet unser Condor-Flug. Uns erscheinen die Sitzplätze bei Condor enger zu sein, als bei Air Namibia, aber vielleicht trügt ja die Erinnerung? Ungewöhnlich ist es jedenfalls, dass bei Condor auf einem Langstreckenflug für Vieles extra kassiert wird: lediglich 4 kostenfreie Filme werden angeboten, alles andere kostet 8 €. Die Kopfhörer sind ebenfalls nur käuflich zu erwerben: 3,50 €. Das Essen ist dafür sehr überschaubar, aber umso geschmacksneutraler. Das alles reißt ein kostenloser Aperitif nicht wieder raus. Auch wird kein Kaffee nach dem Essen mehr angeboten. Ein Sprudelwasser gibt es erst, wenn das stille ausgetrunken ist, jedenfalls für Berthold. Seltsam? Ist aber so. Nach dieser Erfahrung ist für mich der Lack ab – bei Condor. Auch wenn der Werbeslogan („Condor macht den großen Flug“) in meinem Inneren bis heute noch verankert war. Dieser Anker hat sich von der Kette gerissen.

Aber was soll´s – auch 10 lange Flugstunden mit wenig Schlaf gehen einmal vorüber.

Donnerstag, 05.11.2015
Wir landen in Windhoek um 7:25 h Ortszeit (6:25 h in BRD). Bereits vor dem Terminal-Gebäude hat sich eine große Menschenmenge angesammelt. Warum? Jeder Ankommende muss vor Einlass in das Flughafengebäude einen Fragebogen zum Herkunftsland und dem körperlichen Wohlbefinden ausfüllen. Auch das ist eine, wenn auch eine etwas hilflos erscheinende Maßnahme zur Ebola-Prophylaxe zu sein. Zum Zeitpunkt unserer Reise war die Seuche in Westafrika bereits am Abklingen und das Erkrankungszentrum über 7.000 Kilometer von Namibia entfernt.

Bei den Einreiseformalitäten müssen wir auch wieder warten, obwohl alle Schalter besetzt sind. Als wir endlich dran sind, beantworte ich die Frage der Grenzbeamtin „How long do you stay in Namibia?“ wahrheitsgemäß mit dem 10.11.2015, weil wir dann nach Südafrika einreisen werden. Das stimmt die Beamtin nachdenklich, was wiederum mich nervös werden lässt. Was bedeutet ihr Zögern? Ganz einfach – sie überlegte, wie viel „Zuschlag“ sie mir einräumt, um dann als Ausreisedatum den 25.11.2015 in meinen Pass einzutragen.

Später wird unser Tourenguide Rainer noch ausführen, dass man immer deutlich mehr Zeit angeben soll, um einen Zeitpuffer zu haben, falls etwas passiert. Schnell kann sonst ein Unfall oder ein Krankenhausaufenthalt zur Überschreitung des Visa-Zeitraums führen, und das führt dann bei der Ausreise zu richtigem Stress. Schätze, da habe ich bei meiner letzten Reise nicht aufgepasst. Und danke an die namibische Grenzbeamtin!

Im Flughafengebäude warten schon zwei Mitarbeiter von Gravel Travel auf uns: Rainer, unser Tourenguide, und Reiner, ein weiterer Fahrer. Mit zwei Fahrzeugen werden wir Ankommenden zur ca. 45 km entfernten Windhoek Mountain Lodge chauffiert. Gegen 10:30 h sind die Zimmer verteilt und wir lassen es uns am leckeren Frühstücksbüffet schmecken.

Bis zur theoretischen Einweisung um 13:00 h haue ich mich nochmal auf´s Ohr, doch vor lauter Vorfreude will das Schlafen nicht so recht gelingen.

Als die Truppe wieder vollständig versammelt ist, wird´s langsam ernst. Unser Tourenguide Rainer hält 11 Bikern und einer Bikerin (und mir) einen fotogestützten Vortrag, über die Besonderheiten und Gefahren der hiesigen Schotterstrecken: der Linksverkehr, der schnell vergessen werden kann, von Staubwolken, die sofort jede Sicht nehmen, Crashs wegen zu dichtem Auffahren, vom Parken hinter Kuppen, von Senken mit eingewehtem Sand, die die Fahreigenschaften des Motorrads schlagartig ändern, und, und, und … Das Schlimme ist, dass diese Gefahren wirklich überall lauern können. Man sagt, dass in Namibia das Gefährlichste nicht etwa Erkrankungen oder wilde Tiere seien, sondern selbst fahren. 

Na dann ihr Abenteurer, ich weiß schon, warum ich es mir lieber im Jeep gemütlich mache.

Um 15 Uhr startet die 86 km lange Eingewöhnungstour für die 12 Biker unserer Reisegruppe.
 Bei den Motorrädern handelt es sich ausnahmslos um Yamahas XT 660 R, die alle mit einem GPS-Gerät und gespeicherten Touren ausgestattet sind. Für die meisten bedeutet das ungewohnte Technik auf ungewohnter Schotterpiste.

Aus diesem Grund hat Rainer an einem langen, geraden Streckenabschnitt einen Treffpunkt für ein kleines Schotter-Sicherheitstraining vereinbart. Geübt werden Fahren und Lenken im Stehen, Slalom und Bremsübungen. Das fruchtet. Alle verbessern ihr Können sichtbar auf den noch ungewohnten Maschinen.

Gerne schaue ich dabei zu und lasse meinen Fotoapparat glühen.

Schon auf dieser kurzen Eingewöhnungsfahrt sind einige Tiere zu entdecken: Warzenschweine, Oryxantilopen, Gnus, Paviane und T-Bone-Antilopen.
(Ihr wisst nicht, was Letzteres ist? Na, ihr kommt schon noch darauf.)

Das Ärgerliche ist, dass mein alter Fotoapparat zu lange braucht, bis er startklar ist. Bis dahin sind die Tiere regelmäßig verschwunden oder so weit weg, dass die ungenügende Zoomfunktion meines alten Möfkens Widerstand leistet. Aber der Urlaub hat ja gerade erst begonnen. Da kommen bestimmt noch bessere Gelegenheiten zum Fotografieren.

Um 18:40 h sind wir pünktlich vor Gewitter- und Regenbeginn auf der Lodge zurück. Lediglich das Bushman-Fondue droht ins Wasser zu fallen. Doch die Lodge-Profis transportieren den bereits entzündeten Grill kurzerhand unter ein Vordach. Dem Fondue steht nichts mehr im Wege.

Gegen 21 Uhr wollen mein voller Bauch und die winzigen Äuglein ins Bett. Na dann gute Nacht.

Motorrad-Tages KM: 86

Freitag, 06.11.2015
Das morgendliche Briefing erfolgt um 8:45 h in voller Motorradkluft. Die fleißigen Lodgehelfer haben bereits die Reisetaschen im Jeep-Anhänger verstaut. Rainer gibt letzte Tipps für den Tag, benennt den Mittagstreffpunkt und die Tankstellen. Die Biker starten vereinzelt oder zu zweit mit etwas Abstand. Rainer und ich (auch „Lumpensammler“ genannt) haben noch etwas Zeit. Jede und jeder fährt in seinem Tempo und der Letzte soll sich nicht durch einen hinter ihm fahrenden Tourenguide gedrängt fühlen.

Wir nehmen die B 1 in Richtung Windhoek um zuerst mal den Jeep zu betanken. Kurze Zeit später passieren wir auf der C 26 den Kupferbergpass mit seinen 2.050 m Höhe. Was für ein Anblick in die Weite!

Bei Göllschau wechseln wir auf die noch kleinere C 1265. Der Gamsberg zeigt sich uns in einiger Entfernung.

Nach ca. 70 km gelangen wir zum 1.676 m hohen Spreetshoogte-Pass. Dieses Gebirge bietet fantastische Landschaftsverläufe und einen attraktiv kurvenreichen Straßenverlauf. Manche schwierigen Strecken sind sogar gepflastert. Das senkt die Unfallrate. Sogar einen Ausblick auf die Namib, die älteste Wüste der Erde, wird uns schon gewährt.

Bei alledem erreichen wir immer wieder rastende und fotografierende Tourenteilnehmer. Jeder versucht, die Schönheit und Spektakularität dieses Landes einzufangen.

An Tieren sind uns am Vormittag lediglich ein paar Paviane an einer Polizeistation und ein paar Perlhühner begegnet. Doch zum Mittag entdeckt Rainer eine Eland Antilope, die größte Antilopenart in Namibia.

Mit einiger Verspätung erreichen wir Solitaire, wo der vereinbarte Mittagstreffpunkt ist. Die ersten sind schon vor 1 ½ Stunden hier eingetroffen und haben nur noch auf uns gewartet. Zwischendrin gab es hier wohl einen 30 minütigen Stromausfall, der bei unserem Eintreffen schon wieder behoben ist. Auch die Zapfsäulen waren davon betroffen, weshalb der Tankstau noch nicht ganz abgearbeitet ist.

Im schattigen Speisebereich tummeln sich die Bikertruppe und jede Menge herrlich gelber Webervögel, immer auf der Jagd nach Gebäck-Krümeln.

Während die ersten Biker wieder starten, stärke ich mich in der Bäckerei und gehe noch auf Fotojagd. Ein Erdhörnchen steht völlig reglos im Schatten. Statue für die Touristen? Gartengestaltung?. Doch dann bewegt es sich doch. Wow. Ich kann immer näher rangehen und es bleibt stehen. Meine Kamera freut´s und mich auch. Rainer erklärt mir, dass die Erdhörnchen es hier gewohnt sind, fotografiert zu werden und deshalb so schön stehen bleiben. Echt fotogen das Kerlchen.

Auf dem Weg zur nahe gelegenen Namib Desert Lodge begegnen wir noch einigen Springböcken, die wieder mal zu schnell sind für meine Kamera.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir unser Übernachtungsquartier. Die Namib Desert Lodge sei früher einmal eine Farm gewesen, doch die zunehmende Trockenheit zwang die Farmbesitzer, sich ein neues Geschäftsfeld zu erschließen. Mit ein paar Häuschen startete der Hotelbetrieb.

Gleichzeitig sorgt eine künstlich angelegte Wasserstelle für regen Wildtierbesuch, was die Touristen freut. Eine weitere Attraktion stellen die Jeepausflüge in die Namib dar, die auf die versteinerten Dünen führen. Der Erfolg gibt den Wirtsleuten Recht: mittlerweile ist der Betrieb auf 65 Zimmer angewachsen mit Restaurant, Pools und allem Hotel-Komfort.

Auch uns erwartet ein Jeepausflug in die Namib. Diese von rotem Sand, Hügeln und Dünen geprägte Wüste hat es mir einfach angetan. Sie bietet gerade bei Sonnenauf- und –untergang Fotomotive satt. Die Landschaft verwandelt sich mit der tief stehenden Sonne ständig aufgrund des Schattenspiels und dem Rotlichteffekt: rote Sonnenstrahlen auf rotem Sand. Eine Atmosphäre, die sich nicht einfangen lässt. Eben unbeschreiblich.

An einer besonders malerischen Senke machen wir Rast, bei untergehender Sonne, um einen typischen Sundowner – Gin Tonic - zu genießen.

Was für ein stimmungsvoller Tagesausklang.

Motorrad-Tages KM: 271

Samstag, 07.11.2015
Wir starten um 9:00 h heute mit Henry im SUV. Unser Tourensenior ist mit seinen 70 Jahren zwar noch super fit, heute aber mag er sich mal fahren lassen und ausruhen. Sein Motorrad ist schon auf dem Anhänger festgezurrt. Dass Henry wirklich schon 7 Lebensjahrzehnte gesammelt haben soll, kann ich kaum glauben. Er sieht nicht nur jünger aus sondern hat sich auch eine Lausbubenseite bewahrt. Fröhlich erzählt er von seinem umtriebigen Leben und dass er es als Rentner gerade mal nur ein Jahr ausgehalten habe. Jetzt überführt er Autos in aller Herren Länder – wenn er nicht gerade in Urlaub ist. Solche Menschen sind mir Vorbild und Orientierung wenn ich mal soweit bin.

Auf der C 27 Richtung Süden zeigen sich die Tsarisberge, die so aussehen wie ich mir den Tafelberg in Kapstadt vorstelle, dafür aber hier in freier Wildbahn.

Namibia hat wohl seinen eigenen Tafelberg, und ich frage mich, was an einem wie abgeschnittenen Berg so toll sein soll. Rainer prophezeit mir, dass mir der Tafelberg in Kapstadt sehr gefallen wird, denn er sei wirklich etwas Besonderes.
(Okay, ich nehme es vorweg: Rainer hat Recht. Aber mehr dazu, wenn dieses Tagebuch in Kapstadt angekommen ist.)

Unterwegs sehen wir Gnus, Oryxantilopen, Perlhühner und Springböcke und – die erste Reifenpanne. Oliver hat sich einen Dorn in den Vorderreifen gefahren. Rainer wechselt ihn ratz fatz in routinierter Weise und Olli strahlt wieder.

Zum Mittagessen kehren wir in Betta ein. Die Station bietet Speis und Trank, letzteres auch für die Mopeds. Ein liebevoll angelegter Kakteengarten blüht um die Wette.

Etwa 20 km weiter besuchen wir das Duwisib Castle. Erbaut wurde es 1908 von dem deutschen Baron Hansheinrich von Wolf, der seiner Frau ein Stück Europa nach Deutsch-Südwest Afrika holen wollte, wie Namibia damals hieß. Lange erfreuen konnte sich das Ehepaar allerdings nicht an ihrem Zuhause, denn der     1. Weltkrieg verhinderte ihre Rückkehr von ihrer Reise.

Der burgähnliche Gebäudekomplex, der heute als Museum mit Cafe und Übernachtungsmöglichkeiten geführt wird, wirkt für meinen Geschmack hier völlig fehl am Platz. Aber das soll wohl das Besondere ausmachen.

Bis zum heutigen Zielort Helmeringhausen sind es noch etwa 145 km. Der Ort ist in einer wüstenähnlichen Landschaft gelegen, doch auch hier gibt es eine Oase: die  Helmeringhausen Hotel & Guestfarm mit seinem wunderschön angelegten Garten, einem Pool und einer Reihe von Haustieren. Das auffälligste darunter ist ein handzahmer Springbock, der vom Hotelbesitzer Björn als Kitz gefunden und von Hand aufgezogen wurde. Der Bock steht seitdem auf Männer. Unter den Gästen sucht er sich immer einen männlichen Vertreter aus, dem er dann hartnäckig Avancen macht. Ein echter Hingucker.

Das Essen ist sehr lecker, und die Zimmer wieder wunderschön, großräumig und mit jeder Menge Moskitoabwehr bestückt: Fliegengitter an den Fenstern, Moskitonetz über dem Bett, Spray und Stecker. Das ist auch gut so, um in der Nacht schlafen zu können. Denn irgendwo in der Nähe haben die Biester ihr Hauptquartier errichtet und die Hotelleute können es nicht ausfindig machen. Dann bleibt nur, damit leben.

Tages KM: 350

Video Windhoek -  Kapstadt 2015 Teil 1 zeigt: Ankunft auf der Windhoek Mountain Lodge. 87 km Einführungsrunde mit Basistraining.  271 km Tour diverse Pässe, Solitaire, Namib Dessert Lodge mit Sundowner-Tour. 350 km Tour Tsarisberge, Duwisib Castle, Helmeringhausen.

Sonntag, 08.11.2015
Am nächsten Morgen gesellt sich ein zahmer Erpel zu unserer Frühstückstafel und bettelt um Frühstück – erfolgreich. Simone hat Erbarmen, nur streicheln lassen will er sich nicht.

Beim Morgenbriefing erläutert Rainer, dass es heute zwei mögliche Tourenvarianten gibt: eine längere und eine kürzere. Der Unterschied macht 85 km aus, wobei die längere Strecke die schönere sei.

Bis auf Alex und Oliver wählen alle die schönere Route, somit auch das Begleitfahrzeug. Das ist auch gut so, wie sich bald herausstellt, denn bereits nach 40 km ist die 2. Reifenpanne zu beheben. Kai hat einen platten und stinkenden Hinterreifen. Er muss demnach schon einen längeren Zeitraum ohne Luft im Hinterrad gefahren sein, ohne es zu bemerken. Rainer wechselt wieder souverän und ratz fatz das Hinterrad.

Die Teilnehmer auf der längeren Tour folgen der C 14 bis zum Abzweig auf die D 425.

Schotterpisten haben den Vorteil, dass der Tourenguide an den Kreuzungen Spuren lesen kann, um festzustellen, ob es Falschabbieger gibt, oder wie in diesem Fall jemand den Abzweig versäumt hat. Heute sind es zwei, die weiter geradeaus fahren in Richtung Bethanien oder grobe Himmelsrichtung gen Botswana. Etwa 20 km fahren wir den beiden Abtrünnigen hinterher, bis wir sie bei einem Stopp einholen. Ganz angetan von der wunderschönen Landschaft und dem guten Vorankommen auf dieser Straße, haben sie ihr GPS aus den Augen verloren.

Um sie auf den rechten Weg zurück zu führen, dürfen sie mal zur Abwechslung hinter dem „Lumpensammler“ bleiben. Erst an der D 425 fahren sie wieder vor. Der kleine Schlenker bleibt Rainer und mein Geheimnis. Wenn das jemand in der Gruppe erzählen will, dann müssen das die Irregeleiteten schon selbst tun.

Wir kommen an den Tirasbergen vorbei und fahren bis nach Aus (lustiger Name) zum Tanken und Mittagessen. Die meisten Biker sind bereits fertig und brechen auf als wir kommen. Tja, das ist das Los derjenigen, die im Begleitfahrzeug sitzen.

Das nächste Highlight befindet sich nahe der Garub Bahnstation. Wir biegen auf einen Privatweg ab, der uns zum Beobachtungspunkt für Wildpferde führt. Unfassbar, dass es hier in der Wüste Wildpferde gibt. Domestizierte Pferde sollen vor ca. 100 Jahren weggelaufen sein und ihre Art überlebt haben. Vor ein paar Jahren war ihr Bestand so gefährdet, dass eigens für sie eine künstliche Wassertränke eingerichtet wurde. Hier gibt es aktuell zwar nichts mehr zu grasen, aber das Wasser hält die Pferde und auch andere Wildtiere in der Nähe zum Trinken.

Danach schauen wir uns noch die aufgegebene Garub Bahnstation an, die ja direkt auf dem Weg liegt. Ein verfallenes Bahngebäude, Gleise, ein Wassertank, ein abgestorbener Baum. Diese Kulisse erinnert mich an einen alten Westernfilm und bietet meiner Kamera herrliche Perspektiven und Aufnahmen.

Die asphaltierte B 4 führt uns bis nach Lüderitz. Auf dem Weg dorthin werden wir und alle anderen Fahrzeuge buchstäblich sandgestrahlt. Der Wind, der im Laufe eines jeden Tages an Kraft gewinnt, peitscht den feinen Sand quer über das Land. Lack und Scheinwerferabdeckungen eines jeden Fahrzeugs werden strapaziert bis zum Erblinden. Rainer hat alle gebeten, nicht schneller als 80 kmh zu fahren, damit der Sandstrahleffekt nicht noch weiter verstärkt wird. Doch wirklich schützen kann man die Bikes nicht. Man sieht besonders den Scheinwerfern an, wenn die Strecke oft gefahren wurde.

Unser heutiges Quartier liegt am Rande von Lüderitz. Rainer fährt den Jeep zuerst zur Felsenkirche, damit ich ein paar schöne Aufnahmen machen und einen Eindruck von dieser kleinen ehemaligen deutschen Stadt gewinnen kann. Danke an den Tourenguide.

Das Nesthotel ist ein großes Touristenhotel mit allem Komfort und liegt direkt am Meer. Zum Schwimmengehen ist das Wasser zu kalt, doch ein Spaziergang am Strand ist unumgänglich. Von hier aus bietet sich ein wunderschöner Blick von unten auf die Felsenkirche, die über der Stadt wacht.

Tages KM: 350


Montag, 09.11.2015
Die Abfahrt verzögert sich etwas, weil eine Hotelrechnung korrigiert werden musste. Das braucht in Afrika seine Zeit. Normalerweise ist das für die Tour kein Problem, doch uns erwartet im 14 km entfernten Kolmanskuppe eine Führung.

Kolmanskuppe ist wohl die berühmteste Geisterstadt Namibias. Sie hatte ihre Blütezeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund der oberirdischen Diamantenfunde. Heute stehen noch Häuser und Ruinen einer ehemals reichen Stadt mitten in der Wüste. Auch damals musste alles zum Leben herangeschafft werden, auch das Wasser. So versetzt es in Staunen, dass es ein Schwimmbad gab, eine Eisfabrik, eine Schule, ein Krankenhaus, ein Veranstaltungshaus mit Kegelbahnen u.v.m.
Heute holt sich die Wüste das Gelände langsam zurück. In die nicht restaurierten und gepflegten Gebäude drängt sich der Sand durch jede Öffnung, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Bauten von innen und außen im Sand verschwinden.

Am Ende der Führung entdecke ich, dass ich unseren Hotelzimmerschlüssel noch in der Jackentasche trage. Na, ganz toll! Rainer nimmt´s nicht nur mit Gelassenheit sondern organisiert auch noch jemanden, der den Schlüssel wieder zurück bringen würde, wenn - da nicht schon das Hotel bei Rainer anrufen würde. Wie peinlich! Wegen dem fehlenden Zimmerschlüssel? Nein (uff), ein Gast habe ein kleines elektronisches Gerät auf dem Zimmer vergessen. Was es genau ist, lässt sich am Telefon nicht klären, vielleicht ein Aufnahmegerät, ein GPS-Sender, Kamera? Da Henry heute wieder im Begleitfahrzeug dabei ist, fahren wir also zu dritt wieder zurück ins Hotel. Rainer übergibt meinen Hotelschlüssel und erhält dafür Friedhelms GPS Tracker. Keine Ahnung, wofür man das braucht und scheinbar hat er es auch bisher nicht vermisst, denn er ist nach Kolmanskuppe schon längst weiter auf der heutigen Tagestour unterwegs.

Wir erreichen um 11:30 Uhr wieder das Bahnhofsrestaurant in Aus. Von unseren Bikern ist natürlich keiner zu sehen, denn die waren schon viel früher hier als wir. Eigentlich ist es für ein Mittagessen noch etwas früh, doch als ich erfahre, dass es auf der heutigen Strecke nur noch eine Tankstelle mit etwas „Nascherei, Chips und so was“ geben wird, möchte ich doch lieber hier etwas essen. Henry möchte das ebenfalls und so bestellen wir. Es dauert allerdings fast eine Stunde, bis wir essen können, und ich merke, dass Rainer langsam unruhig wird, angesichts des immer länger werdenden Abstands zur Biker-Truppe. Wenn jetzt jemand eine Panne hat …

Um es kurz zu machen: Murphys Gesetz gilt auch in Namibia. Ca. 55 km hinter Aus warten 3 Biker auf einem Rastplatz auf den Servicewagen, seit etwa 1 ½ Stunden bei sengender Sonne und kaum Schatten – und ohne Mittagessen!

Was ist geschehen? Die C 13, die uns nach Rosh Pinah führt, ist frisch asphaltiert und bei der Hitze weich geworden. Das hat Hans-Günter mit seiner Maschine zu Fall gebracht, unmittelbar vor der Einfahrt zum Rastplatz. Das Blöde: hier gibt es kein Handynetz, so dass niemand Rainer informieren konnte.

H-G hat leichte Knieschmerzen und das Moped sieht ziemlich mitgenommen aus. 40 Minuten dauert die Reparatur mit Austausch diverser Teile, Öl nachfüllen und Testfahrt. HG ist echt taff. Trotz aller Strapazen und lädiertem Knie setzt er die Fahrt mit seinem Bike fort. Berthold und Markus begleiten ihn – und in einigem Abstand auch der Lumpensammler.

In Rosh Pinah treffen wir das Trio an der Tankstelle. Sie sind etwas gestresst, weil es nix Nennenswertes zu Essen gibt. HG´s Knie schmerzt etwas schlimmer, doch er fährt mit einer Schmerztablette von Berthold weiter. Hoffentlich ist es nichts Ernstes. Schließlich sind es bis zum heutigen Tagesziel nach Felix Unite noch ca. 145 km.

Auf dem Weg dorthin queren wir den Nationalpark Richtersveld. Die Straßen sind wieder geschottert und die Landschaft hügelig, abwechslungsreich und durch den nahe gelegenen Oranjeriver teilweise sogar grün. Die Natur zeigt sich wieder von ihrer schönsten Seite. Und auch Tierbegegnungen haben wir: Strauße und Paviane, aber das Highlight ist ein majestätisch über uns hinweg fliegender Weißkopfseeadler. Ich bin begeistert.

Heute ist es spät geworden, bis wir das Übernachtungscamp Felix Unite erreichen. Als erstes muss ich in den Fluss steigen, wenigstens mit den Füßen, denn das Wasser ist warm und die tief stehende Sonne taucht die Landschaft wieder in ihr zauberhaftes Licht – Urlaubsfeeling total!

Felix Unite ist eine wahnsinnig schöne Übernachtungsstätte, deren Anlage sich in die Natur einzufügen scheint. Berthold und ich waren vor 2 Jahren schon einmal hier, so dass wir uns gleich zu Hause fühlen können.

Abendessen wird wieder im Freien serviert und die laue Nacht lässt uns noch lange draußen sitzen und quatschen und trinken, bis die Müdigkeit übermächtig wird. Na dann bis morgen.

Tages KM: 439


 

Video Windhoek -  Kapstadt 2015 Teil 2 zeigt: Fahrt über eine tolle Strecke von Helmeringhausen nach Lüderitz. Kohlmannskuppe Diamanten Mine Geisterstadt. Dann entlang am Oranje River über eine traumhafte Strecke nach Felix Unite an der Grenze zu Südafrika.

Dienstag, 10.11.2015
Das Tagesbriefing ist bereits für 8:30 h angesetzt. Statt Henry begleitet uns heute HG im Jeep, mit Kniebandage und einem hochgelegten Bein auf dem Rücksitz. Zum Glück ist unsere Bikerin Simone im echten Leben Krankenschwester und hat eine etwas erweiterte Reiseapotheke mit.

Nach gerade mal 14 km erreichen wir die Grenze. Auf namibischer Seite wird nochmals getankt und die letzten Namibia Dollars für Sprit, Biltong, Kaugummi, Getränke, etc. ausgegeben. Die Namibia Dollars sind zwar an den südafrikanischen Rand gebunden, aber nur der Rand wird in beiden Ländern als Zahlungsmittel akzeptiert. Namibia steht auch in vielerlei wirtschaftlicher Hinsicht in Abhängigkeit von Südafrika. So dürfen Milch, Getreide, Obst und vieles mehr, was in Südafrika hergestellt wird, ausschließlich von dort bezogen werden. Souveränität sieht anders aus.

Der Zoll und die Passkontrollen am Grenzübergang Noordover - Vioolsdrift finden sowohl bei der Ausreise aus Namibia als auch bei der Einreise nach Südafrika statt. Doch insgesamt klappt hier alles ganz gut und wir können zügig weiter.

Am Vormittag gibt es wieder zwei Routenalternativen. Die längere Strecke führt durch den schönen, hügeligen Nationalpark Richtersveld, die kürzere führt direkt nach Port Nolloth, ist landschaftlich weniger reizvoll, spart aber 80 km Fahrt. Einzig Urs entscheidet sich für die kürzere Variante und natürlich folgt der Lumpensammler der Biker-Mehrheit.

Der Umweg durch den Nationalpark ist tatsächlich ansprechender, auch wenn nur wenige Tiere zu sehen sind. Lediglich Eidechsen und ein Adler lassen sich blicken, jedenfalls für uns Reisenden im Begleitfahrzeug.

Zum Mittagessen trifft sich die Truppe in Port Nolloth bei einem südafrikanischen Italiener. Urs hat bereits unsere Ankunft beim Italiener mit einer langen Tafel vorbereitet. So können alle zusammensitzen. Danke Urs für´s Mitdenken und den Service.
Das Lokal liegt direkt am Meer und ein paar Meter am Strand müssen unbedingt sein.

Die Landschaft, die wir dann für den Rest des Tages durchfahren, lässt sich am ehesten mit Ödnis beschreiben.

Die R 355 führt uns nach Kleinzee, eine Diamantenschürfstadt. Rainer hat angekündigt, dass es beim Ein- und Ausfahren aus dem Städtchen Kontrollpunkte zu passieren gäbe, doch als wir am Nachmittag dort vorbeifahren, sind zwar die Kontrollhäuschen zu sehen, aber kein Kontrolleur. Überhaupt wirkt dieser Ort, der wie eine europäische Vorstadt mit lauter Eigenheimen anmutet, mächtig ausgestorben. Kaum jemand ist auf der Straße anzutreffen. Wird dieser Ort einmal wie Kolmanskuppe aussehen?

Als wir Kleinzee hinter uns lassen, beginnt die wirkliche Ödnis. Sie ist hügelig und reicht bis zum Horizont. Angesichts des fortgeschrittenen Tages frage ich mich doch, wo das hinführt. Tatsächlich zur Übernachtungsfarm „Die Houthoop“ Lodge. Sie liegt in einer Senke, weshalb sie von Weitem nicht zu entdecken ist. Die Farm wirkt eher wie ein Campingplatz mit guten Sprüchen an jeder Ecke und erinnert mich an ein B&B in Dublin. Ich mache noch einen Spaziergang über die Farm bevor ich mich an die Bar zu den anderen geselle.

Der Farmbesitzer grillt gerade am offenen Kamin Langusten. Oh mein Gott, was läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Meine Hoffnung bestätigt sich beim Abendessen: sie sind unsere Vorspeise. Ansonsten wartet noch ein üppiges Buffet auf uns, das unsere Bäuche im Ergebnis zur Bettschwere bringt. Na dann, gut Nacht.

Tages KM: 341


Mittwoch, 11.11.2015
Die heutige Tour gestaltet sich landschaftlich eher langweilig. Auch gibt es hier ganz offensichtlich weniger Wild als in Namibia. Hier freuen wir uns schon, wenn wir immer wieder mal eine Schildkröte von der Straße retten oder aus dem Augenwinkel noch eine Schlange entdecken.

In Garies treffen wir die Biker-Truppe bei einer großen Tank und Raststätte. Die meisten nehmen einen Imbiss auf die Hand, einige ziehen noch Geld am Automaten und dann geht´s weiter. Während sich alle nach und nach in Bewegung setzen, bekommt Berthold´s Motorrad-Batterie noch Starthilfe. Immer schön das Licht ausmachen beim Pausieren, lautet dazu Rainer´s Tipp.

Der Ort Garies wirkt modern, obwohl Wikipedia nur 2.100 Einwohner zählt. Doch es gibt einige Geschäfte, Restaurants und Unterkunftsmöglichkeiten. Allerdings hat der Handyladen zu. Dabei braucht Rainer noch eine südafrikanische Handykarte. Na dann im nächsten Ort.

Wir reisen weiter durch das Namaqualand. Laut Wikipedia zeigt sich hier nach Regenfällen eine wunderbare Blütenpracht innerhalb weniger Tage. Aber dieses Schauspiel hat wohl schon länger nicht stattgefunden, denn 2015 ist wieder mal ein Dürrejahr. Entsprechend trostlos wirkt die Landschaft auf mich.

Etwas Abwechslung bietet da sogar ein Malheur, das Jörg widerfahren ist: er hat die Kurve verpasst. Zum Glück ist dem Biker nichts passiert und die Schäden am Motorrad repariert Rainer wie gewohnt schnell und souverän. Der Hand- und der Fußbremshebel werden ausgetauscht und schon kann die Fahrt fortgesetzt werden.

Kurz vor unserem Zielort begleitet uns ein parallel fahrender Güterzug, der unendlich zu sein scheint. Mehrere Loks sind in diese Waggon-Schlange integriert, um ihn fortbewegen zu können. Diese bis zu 5 km langen Züge transportieren überwiegend Eisenerz von der Miene zur Weiterverarbeitung.

Etwa gegen 17 Uhr erreichen wir Strandfontein, das direkt am Atlantik liegt. Ein Willkommensschild preist den Ort als Juwel der Westküste an und tatsächlich stehen hier überall schmucke Ferien- und Wochenendhäuschen sowie Guesthouses. Dieser Ort ist ein richtiger Ferienort. Wer es sich leisten kann, macht während der heißen Monate hier Urlaub am kühlen Atlantik, der wie eine natürliche Klimaanlage wirkt – sogar jetzt. Das Wasser hat 13° C und ein Spaziergang am Strand erfordert unbedingt eine Jacke.

Das Highlight des Tages ist der Sonnenuntergang im Meer in tiefroten Farben, als hätte der Schöpfer tief in die Farbkiste gegriffen. Alle Rottöne kommen im Verlauf des Sonnenuntergangs zum Vorschein. Ein Naturschauspiel, das seine Schönheit auf Fotos nur unzureichend einfangen lässt. Aber seht euch selbst die Fotos an und macht euch ein Bild.

Wir sind zwar alle auf verschiedene Ferienhäuser verteilt, aber ein gemeinsames Abendessen nehmen wir trotzdem im Seabreeze Guesthouse ein. Es gibt ein leckeres und üppiges Buffet und einen guten Rotwein. Wir sind die einzigen Gäste und die Chefin fiebert offenbar auf ihren Feierabend hin. Jedenfalls werden Vorspeise und Nachtisch schnell gereicht und noch schneller abgeräumt. Schade eigentlich, doch irgendwann ziehen auch wir uns zurück.

Tages KM: 345

Donnerstag, 12.11.2015
Die heutige Tour führt uns durch das Weinanbaugebiet Klawer. Die Landschaft ist merklich grüner und Wasser gibt es hier auch immer mehr. Die Strecke hält einige schmale und kurvenreiche Sand- und Schotterpisten für uns bereit.

Henry fährt eine dieser Kurven falsch an und legt sich und die Maschine hin. Zum Glück ist Henry heil geblieben, aber das Bike nicht. Die mobile Werkstatt ist nach nur 2 Minuten schon zur Stelle. Die komplette linke Motorradseite (aus Fahrersicht) ist in Mitleidenschaft gezogen: Kupplungshebel, Blinker, Schalthebel, Lenker, Verkleidung und – bei näherem Hinsehen, auch Henry´s nagelneue Motorradjacke. Nach einer ¾ Stunde Reparaturarbeiten können wir die Fahrt fortsetzen. Rainer hat´s echt drauf, der repariert einfach alles.

Wir fahren entlang am Olifantsriver, dessen Stausee als Trinkwasserreservoir dient.

Zur Mittagszeit erreichen wir das in den Zederbergen versteckte Wupperthal. Der Ort wurde einst von Missionaren gegründet, die sich neben der Missionierung noch die Selbstversorgung auf die Fahnen geschrieben haben. So gibt es in diesem pittoresken Örtchen heute noch fast alles, was man braucht: Wasser, Landwirtschaft, Kirche, Schule, Krankenhaus, Laden, Cafe / Restaurant und Betriebe, die Schuhe oder Naturkosmetik herstellen. Ein Schwerpunkt liegt im Anbau des Rooibuschtee´s.

Nach einem kleinen Imbiss und Fotoshooting im Dorf geht es weiter nach Clanwilliam. Unser Quartier heißt zwar B+B Barry Country Lodge, doch ist es eine richtig schöne Wohlfühl-Oase. Ein gigantischer wilder Feigenbaum schmückt den Innenhof, Bougainvilleas bilden einen dichten Blickfang und beschatten die geparkten Fahrzeuge im Unterstand. Ein kleiner Pool lädt zum Plantschen ein und gemütliche Sitzgelegenheiten unter dem Vordach laden zum Verweilen ein. Ein besonderer Hingucker ist ein zahmer und sprechender Graupapagei.

Aber auch die Wirtsleute sind unglaublich gastfreundlich und herzlich. Das alles wird von wunderschönen großen Zimmern und einer überaus leckeren und üppigen Bewirtung abgerundet. Fazit: Unbedingt empfehlenswert.

Tages KM: 254


Freitag, 13.11.2015
Hans-Günter hat heute Geburtstag und Gravel Travel überrascht ihn und uns mit einer vorab bestellten Schokosahnetorte zum Frühstück. Alle freut´s und ein Geburtstagsständchen gibt´s obendrein. Da das Briefing heute erst um 9:30 Uhr angesetzt ist, können wir uns bei allem etwas Zeit lassen. So kann man auch Geburtstag feiern.

Die Tour heute führt weiter Richtung Süden mit Zielort Stellenbosch. Die Stadt liegt zwar schon nahe Kapstadt, aber bevor wir endgültig dorthin fahren, werden wir erst noch ein paar Sightseeing Punkte im südlichsten Bereich Afrikas ansteuern. Aber eins nach dem anderen.

Zunächst einmal fahren wir durch Plantagengebiete. Ein Schwerpunkt des landwirtschaftlichen Anbaus sind z.B. Zitrusfrüchte. Ein Wegweiser kennt sogar den Ort Citrusdal, der in der Nähe liegt. Da ist wohl der Name Programm.

Schon kurze Fahrtzeit hinter Clanwilliam erreicht der Lumpensammler eine Fahrzeugschlange. Die Straße ist gesperrt. Am Anfang des Staus stehen unsere Biker, alle bis auf Markus. Der war schon vorgefahren und hat die Strecke schon vor der Sperrung passiert. Nun gut, man kann erst mal nichts tun außer warten. Rainer fragt den Arbeiter, der mit seiner roten Fahne für den Stopp aller Fahrzeuge sorgt, wie lange die Sperrung wohl dauern werde. Die angegebenen 10 Minuten weiten sich dann doch auf eine ¾ Stunde aus. Wie wir zwischendrin erfahren, sind Kanalarbeiten der Grund für die Sperrung und dass die mehr als 10 Minuten brauchen, kann sich jeder leicht vorstellen. Wir überbrücken die Zeit mit quatschen, naschen (was man so dabei hat), und Quatsch machen.

Als es dann endlich weiter geht, muss Rainer nach ca. 30 km feststellen, dass eine Bremse vom Anhänger des Lumpensammlers fest ist. Zum Glück bekommt das der Technik-Zauberer auch das wieder hin, doch es waren noch zwei Stopps für Kontrollen nötig.

Ich genieße die Fahrt durch die Cederberge. Wir passieren den Grootriverhoogte Pass und wie der Name schon sagt, ist immer öfter Wasser zu sehen und damit auch eine immer grüner werdende Landschaft.

Zur Mittagsrast treffen wir uns alle in Mount Ceder. Die Lodge sieht nicht nur ansprechend aus, sondern liegt auch noch idyllisch. Wir nehmen unseren Mittagssnack auf der Veranda mit wunderschönem Blick in die Natur. Daneben bietet die Lodge auch noch einen Shop für Produkte aus der Umgebung: Olivenöl, Marmeladen, Tees, u.v.m.

Am Nachmittag erreichen wir die etwas größere Stadt Ceres. Hier gibt es außer Asphaltstraßen auch wieder jede Menge Jakarandas, Bäche und Seen im Überfluss. Die umliegenden Plantagen zeugen vom Obst- und Gemüseanbau, der eines der größten Anbaugebiete Südafrikas sein soll.

Zum Nachmittag erreichen wir den Bain´s Kloof Pass. Traumhaft schöne Bergstraßen lassen meinen Fotoapparat quietschen. Erinnern mich diese dem Felsen abgetrotzte Straßen mit den Felsüberhängen und engen Durchfahrten an den Gorges du Nan im Vercors.

Hinter der Passhöhe treffen wir auf Jörg, Christof und Hans-Günter, letzterer mit plattem Vorderreifen.
Wartezeit für das Trio bis zum Eintreffen der mobilen Werkstatt: 30 Minuten. Reparaturdauer: ca. 5 Minuten.

Mit all den Verzögerungen des Tages treffen wir erst nach halb 7 im Roosenwijn Guesthouse an. Eilig wird das Gepäck verteilt, Rainer checkt die Mopeds, um kurz danach in ein exquisites Restaurant in Stellenbosch zu gehen. Heute ist essen à la carte angesagt, im Reisepreis inklusive. Lediglich die Getränke kommen auf die Gemeinschaftsabrechnung, die am Ende der Reise noch zu zahlen sein wird.

Tages KM: 290


 

Video Windhoek - Kapstadt 2015 Teil 3 zeigt: Von Felix Unite nach Südafrika bis zur Houthoop Lodge. Dann zur Küste nach Strandfontein. Über geniale Pisten weiter nach Wupperthal, Clanwilliam und Stellenbosch.

Samstag, 14.11.2015
Bis wir starten, hat der Regen aufgehört. Die heutige Tour wird bis an den südlichsten Punkt des Kontinents führen: Cape Agulhas. Doch bis dahin fahren wir am Trinkwasserstausee Theewaterkloofdam vorbei, machen Rast im pittoresken Greyton mit seinen vielen kunsthandwerklichen Läden und erleben europäisch anmutendes Klima. Auch die Vegetation und Tierwelt verändern sich. Hier sind viele Eukalyptus Haine zu finden, Kraniche, Greifvögel und Flamingos.

Gegen 13:00 Uhr erreichen wir Cape Agulhas, an dem sich der Atlantik und der indische Ozean treffen. Ich packe unsere Nikolausmützen aus, damit Berthold und ich uns am Cape Monument für unsere Weihnachtskarten fotografieren lassen können. Mit den Mützen auf dem Kopf sind wir wieder die Hingucker, aber wir nehmen´s mit Humor.

Die etwas verspätete Mittagspause nehmen wir im Harbour Pelican´s Cafe. Die kleine Fischplatte erweist sich als üppige Mahlzeit, von der zwei Personen satt geworden wären. Jetzt haben Berthold und ich zwei Mal die kleine Fischplatte bestellt … rülps.

Draußen am Steg zieht ein fast zahmer Rochen seine Kreise. Er lässt sich leicht fotografieren, während er scheinbar auf etwas Fressbares durch den Menschen hofft.

Eine weitere Attraktion im Hafen ist das Schiff „Marco“. Es befindet sich zwar noch an Land, doch ein gutes halbes Dutzend Männer versuchen es mit einfachsten Mitteln und einem Traktor zu Wasser zu lassen ohne es zu beschädigen. Das ist selbst für Biker ein Hingucker genauso wie für alle anderen Touristen, die sich gerade in der Nähe aufhalten. Eine viertel Stunde dauert das Spektakel mit wachsender Zuschauerzahl, doch als es dann geschafft ist, brandet Applaus auf. Die Mannschaft jubelt.

Unter den parkenden Bikes hat Rainer einen Schaden an Markus´ Moped entdeckt. Er war am Vormittag gestürzt und hat sich dabei beide vordere Blinker abgebrochen. Wie das geht weiß ich nicht. Rainer will den Schaden gleich reparieren, auch wenn Markus meint, dass er Armsignale gebe und das doch okay sei bis heute Abend. Doch unser Technik-Zauberer lässt sich nicht darauf ein, schließlich gibt es auch in Südafrika Vorschriften, was ein straßentaugliches Motorrad ausmacht.

Etwa gegen 17:30 Uhr erreicht der Lumpensammler das Harbour House Hotel in Hermanus. Sobald das Gepäck in den Zimmern angekommen ist, bleibt noch etwas Zeit für einen Rundgang und ein Bier. Das Wetter ist eher kühl, so dass der Pool nicht wirklich lockt. An der Strandpromenade treffen wir den einen und anderen Mitreisenden, alle auf der Jagd nach schönen Aufnahmen, doch weder Wale noch ein farbenfroher Sonnenuntergang tun uns den Gefallen, dafür ist es zu stark bewölkt. Lediglich zwei Klippschliefer hüpfen uns vor die Linse. Diese goldigen Kerlchen sehen aus wie große dicke Meerschweinchen, sind aber deutlich schneller, können klettern und sind genetisch mit dem Elefanten verwandt. Unglaublich? Ja, das finde ich auch, ändert aber nix.

Auch heute Abend findet das gemeinsame Abendessen in einem sehr guten Restaurant statt. Leider wissen das mittlerweile alle hier Wohnenden, sämtliche Durchreisenden und wirklich alle Reiseveranstalter. Warum ich das erwähne? Nun, das Lokal ist brechend voll! So voll, dass wir an einer zu kurzen Tafel einfach so eng zusammenrücken mussten, als hätte Condor die Gästereservierungen entgegengenommen. Ich bekomme bei solchem Gedränge immer Beklemmungen. Deshalb verlassen Berthold und ich das Lokal schon kurz nach dem Dessert. Uff, frische Luft, angenehme Kühle und Ruhe für die Ohren. Ein Abendspaziergang kann richtig erholsam sein. Na dann, gut Nacht.

Tages KM: 367

Sonntag, 15.11.2015
Heute stehen zwei besondere Highlights auf dem Programm und die Wahl zwischen einer kurzen und einer etwas längeren Strecke.

Das erste Highlight sind zweifellos die Pinguine am Stony Point. Es handelt sich hierbei um Brillenpinguine, deren Population im letzten Jahrhundert stark rückläufig war und sie deshalb in allen Ländern ihres Vorkommens unter strengem Naturschutz stehen. Hier am Stony Point sind die hübschen Frackträger an Touristen gewöhnt, weshalb man sich Ihnen vergleichsweise gut nähern kann. Gut für die Kamera. Mehrere Schilder informieren über die hier African Penguin genannten Vögel.

Wir folgen der R 44 auf der gewundenen Küstenstraße bis kurz vor Gordons Bay. Wir haben Glück, weiter draußen ist ein Wal zu sehen. Ein Fernglas wäre jetzt super, aber so hoffen wir auf eine andere Chance. Die ist hier zu dieser Jahreszeit hoch, meint Rainer.

Wir fahren weiter an der Küste entlang, die uns wechselnde Landschaften und Ausblicke bietet. Die Zersiedelung nimmt zu. Immer mehr Orte und Städte reihen sich aneinander. Fish Hoek und Simon´s Town durchfahren wir, bevor wir das zweite Highlight, das Kap der Guten Hoffnung erreichen. Davor müssen wir aber noch eine Geduldsprobe bestehen: vor der Zufahrt in den Table Mountain National Park wartet eine sehr lange Autokarawane, die Einlass begehrt. Tja, heute ist eben Sonntag, Ausflugstag. Der geduldige Rainer probiert noch, sich an eine kürzere Schlange anzuschließen, doch es ist wie mit den Supermarkt-Kassen, wir stehen in der falschen Schlange. Etwa eine halbe Stunde dauert diese Prüfung, dann können wir die letzten Kilometer bis zum Kap zurücklegen. 

Die Bikertruppe ist noch nicht ganz vollständig. Simone, Olli, Alex und Urs sind auf den Berg geklettert und Kai und Henry fehlen noch. Als alle versammelt sind, lassen wir uns von Rainer und danach von einem anderen Touristen fotografieren – für´s Gruppenfoto.

Wir haben den Nationalpark bereits verlassen, als wir kurz vor Kommetjie mehrere Autos und Menschen am Fahrbahnrand bemerken. Rainer quetscht unser Gefährt noch davor, denn er vermutet sehr richtig, was die Menschen hier beobachten: Wale. Es handelt sich um eine große Schule von 10 bis 12 Tieren. Leider für meine Kamera wieder zu weit draußen. So bleibt nur, das Schauspiel mit den Augen zu verfolgen und im Gedächtnis zu verankern.

Wir müssen weiter – leider.

Bald danach teilt sich die Strecke für unsere Gruppe. Während die meisten Biker die 13 km längere Tour durch das Inland wählen, fahren wir über den Mautpflichtigen Chapman`s Peak über die M 6 von Süden nach Kapstadt rein.

Kapstadt strahlt weit in die Vororte hinein und es lässt sich kaum feststellen, wann die Metropole wirklich erreicht ist. Was diese Stadt noch mit anderen Großstädten gemeinsam hat, sind die vollgestopften Straßen. Sie zeigen sich uns als eine einzige Autoschlage und das, obwohl heute Sonntag ist. So kommen wir nur langsam voran und ich nutze die Gelegenheit, vom Fahrzeug aus einen ersten Blick auf Lion´s Head und den 1.085 m hohen Tafelberg zu werfen, letzterer heute mit „Tischdecke“. Auch auf Robben Island liegt eine Dunstglocke, so dass die berühmte Gefängnisinsel nur schemenhaft erkennbar ist. Rainer erklärt mir, dass ein Besuch des Tafelbergs nur bei gutem Wetter ratsam ist und dass sich das Wetter dort oben jederzeit schnell wieder ändern kann. Damit sei nicht zu spaßen. Bei gutem Wetter also auf direktem Weg hinauf und am besten Vormittags, damit genügend Zeit für die Besichtigung und das Hinunterkommen bleiben. Okay, der Gebirgszug ist schon beeindruckend, so nah am Meer und der Hauptstadt. Doch die Verehrung, die ihm die Kapstädter zuteilwerden lassen, erschließt sich mir immer noch nicht. Muss ich da unbedingt hinauf?

Wir erreichen unser Hotel Winchester Mansions und wir sind von seiner Architektur und Luxuriösität gleichsam eingenommen. Wow, hier wohnen wir nun für 3 Tage!

Die Biker haben sich von ihren Mopeds getrennt, denn ab hier werden öffentliche Verkehrsmittel oder die Füße benutzt.

Gleich heute Abend sind die Füße dran. Wir laufen knapp 10 Minuten bis zu Richards Club, denn hier hat Gravel Travel für uns einen Tisch reserviert. Sogar das hervorragende 3 Gänge-Menü tritt in den Hintergrund, angesichts der Show, die uns erwartet. Das Ensemble heute Abend besteht aus 7 Männern und Frauen verschiedener Nationalitäten und Alters, aber mit einer Gemeinsamkeit: sie alle verfügen über wunderbare Stimmen. Mit Humor und ein bisschen Slapstick bieten sie uns musikalisch einen Einblick, wie bunt gewürfelt der Schmelztiegel Kapstadt ist – und trotzdem (oder deshalb) funktioniert.

Der Abend ist stimmungsvoll, mit Applaus, bunten Hüten, Tanz und Polonaise und wer nach der Show noch nicht gleich zurück ins Hotel gehen möchte, erhält an der Bar sogar noch die Gelegenheit, mit dem einen oder anderen Stimmenwunder ins Gespräch zu kommen. Heut wird´s spät – aber lustig, hicks.

Tages KM: 258 (lange Tour) oder 245 (mit Maut-Abkürzung)

Video Windhoek - Kapstadt 2015 Teil 4 zeigt: Von Stellenbosch zum südlichsten Punkt Afrikas, dem "Kap Agulhas". Dann weiter nach Hermanus, über "Stony Point" und das "Kap der guten Hoffnung" nach Kapstadt.Sightseeing Kapstadt.

Hier noch einmal die gesamte Tour von Windhoek nach Kapstadt rund 3350 KM

Montag, 16.11.2015
Ab heute sind wir für das Tagesprogramm selbst zuständig.

Rainer erhält die Motorrad-Schlüssel zurück, denn ab hier lautet sein Tagwerk: Generalüberholung aller 12 Motorräder.

Um eine Großstadt ein wenig kennenzulernen, empfiehlt es sich, den „Hop on - Hop off“ Bus zunehmen, der mittlerweile in den meisten Metropolen angeboten wird. Praktischerweise gibt es direkt vor dem Hotel eine Haltestelle.

Bevor ich mich lange in Details verliere, schildere ich hier mal ein paar Fakten:

  • Das Tagesticket der roten Buslinie von „Hop on – Hop off“ kostet mit Ticket für die aerial cableway auf den Tafelberg für 2 Personen 840 Rand (55,36 €).
  • Augen auf beim Ticket-Kauf: Es gibt zwei verschiedene „Hop on – Hop off“ Linien mit unterschiedlichen Routen.
  • Die letzte Bus-Runde findet bereits nachmittags statt. Also immer ein Auge auf die letzten Abfahrtszeiten haben.

Wir kommen also an der Cableway Station an und sehen erst mal nur Menschenschlangen. Kein Wunder bei dem traumhaft schönen Wetter heute. Zum Glück haben wir bereits Tickets, so dass wir uns nur an einer Schlange anstellen müssen. Wartezeit: mehr als eine ¾ Stunde. 2 Mitreisende aus unserer Gruppe haben mehr Pech: ihre Wartezeiten summieren sich später auf knapp 2 Stunden – ohne Tickets.

Als es endlich losgeht und wir in die Gondel einsteigen können, steht der Fotoapparat bzw. Bertholds Filmkamera nicht mehr still. Ständig verändert sich die Perspektive, da die Gondel rundherum verglast ist und sich langsam dreht. So bekommen wir Ausblicke in jede Richtung vor die Kamera und das aus unterschiedlicher Höhe.

Als wir oben ankommen, liegt uns Kapstadt zu Füßen. Die Metropole schmiegt sich an die Bucht und der Bergkamm umfängt sie liebkosend. Der Anblick ist atemberaubend, unvergesslich, eine Harmonie zwischen menschlicher Ansiedlung und Natur. Jetzt begreife ich die Erläuterungen im Sightseeing-Bus: der Tafelberg ist den Kapstädtern die Mutter Kapstadts. Sie sind so stolz auf ihren „Hausberg“, dass sich niemand wagen sollte, abfällig über ihn zu sprechen, empfiehlt der akustische Städteführer.

Tiere und Steilwandkletterer gibt es hier oben übrigens auch. Außer den bekannten Klippdachsen entdecken wir noch bunte Echsen und schwarze Vögel mit orangenen Unterschwingen.

Nach einem kleinen Rundgang treten wir die Rückfahrt an. Hier brauchen wir nicht lange warten.

Ein spätes Mittagessen nehmen wir in Camps Bay in Kapstadt ein und fahren anschließend weiter zum Hafen. Ein Rundgang mit einem kleinen Einkaufsbummel ist angesagt. Magnetisierend wirkt auf uns der Waterfront Foodmarket, der mich an die Frankfurter Kleinmarkthalle erinnert. Hier lässt sich für jede und jeden etwas zum Schnabulieren finden.

Eine Straßenmusikband lockt zum Verweilen. Ihre afrikanisch interpretierten Rhythmen sind mitreißend und die Bandmitglieder scheinen in ihrer Musik aufzugehen. Ja, auch das ist Kapstadt.

Für das Abendessen treffen wir uns um 19:30 Uhr an der Hotellobby. Der Hotelshuttle bringt uns in 2 Fahrten ins bestellte Seafood-Restaurant. Wo? An der Waterfront. Berthold und ich bestellen eine Fischplatte, die keine Wünsche offen lässt: Lobster, King Prawns, Queen Prawns, Muscheln, Catch of the Day, und Baby-Kalamares. Alles frisch und superlecker. Als nur noch ein Happen bis zum Platzen fehlt, lege ich das Besteck beiseite und kapituliere. Danke Gravel Travel, dass ihr uns diese Wahl überlassen habt. Es bleibt unvergesslich.

Tages KM: keine Ahnung

Dienstag, 17.11.2015
Normalerweise wäre heute unser Abflugtag, doch da Condor erst morgen zurück fliegt, genießen wir noch einen zusätzlichen Urlaubstag in Kapstadt.

Bevor wir losziehen, treffen wir uns um 9:00 Uhr beim gemeinsamen Frühstück. Rainer will die gemeinschaftliche Getränke-Rechnung einsammeln, doch wer nicht kommt ist Rainer. Da hat er heute tatsächlich das erste Mal auf der ganzen Tour verschlafen. Aber nicht viel. Dafür fällt die Getränke-Rechnung etwas höher aus: 1.100 Rand (etwa 72,50 €) pro Person. Was müssen wir gesoffen – äh - ich meine genossen haben.

Die Motorradteile, die ersetzt werden müssen, stellt er den Betroffenen bilateral in Rechnung. Berthold gehört nicht dazu, genauso wenig wie Simone und Alex. Alle anderen hatten Pannen bzw. Unfälle, was für diese Touren eher ungewöhnlich ist. Nicht umsonst kam jemand auf die Idee, unsere kleine Gemeinschaft auf Zeit die „Stützradtruppe“ zu nennen. Alle fanden es lustig. Als Abschiedsgeschenk und Dankeschön hat unser Tourenguide deshalb außer einer Kiste guten Weins auch noch eine Karte geschenkt bekommen. Sie zeigt ein blaues Motorrad mit Stützrädern. Und alle haben unterschrieben. Das passt.

Was bleibt sonst noch zu berichten?
Zu sechst sind wir heute mit dem kostenlosen Shuttleservice des Hotels wieder zur Waterfront gefahren. Shopping-Tour steht wieder auf dem Programm, aber getrennt, denn 6 Menschen suchen mindestens 10 verschiedene Dinge als Andenken und für die Lieben daheim.

Tipp: Wer Kunsthandwerkliches sucht, ist im African Trading Port am besten aufgehoben. Dieser wunderbare Laden erstreckt sich über 4 Etagen und ist vollgepackt mit Andenken, Shirts, Schmuck, Dekorationen, Möbel, Waffen, Wandbehängen, Steinen, Schnitzereien, Tierfellen, ausgestopften Tieren, Metallstatuen, Kunstwerke aus Recycling-Material, und, und, und … Berthold und ich waren mindestens dreimal in diesem Laden und haben immer wieder Neues entdeckt. Hier könnte ich glatt einziehen.

Zum Mittagessen haben wir uns mit Henry, Friedhelm, Hans-Günter und Markus am Waterfront Foodmarket verabredet. Hier kann man schön draußen sitzen, um die gerade gekauften Snacks in Ruhe zu genießen.

Für den Nachmittag haben Berthold und ich noch einen Besuch im Aquarium auf dem Plan. Besonders beeindruckend finden wir die Becken mit einer großen Vielfalt an Meeresbewohnern. Die Haie faszinieren Berthold besonders.

Auch interessiert uns die Ausstellung zum Plastikmüll, der sich in den Ozeanen angesammelt hat sowie dessen Auswirkung auf die Tiere und damit auch auf unsere Nahrungskette. Das macht nachdenklich. Müssen wir wirklich alles doppelt verpacken und dann auch noch in Plastikfolie zusammengehalten mit Plastikbändern? Ich nehme mir vor, zu Hause mehr darauf zu achten, auch auf die Vermeidung von Plastikverpackung. Schon lobe ich mir die gute alte Glas-Pfandflasche, die es hier überhaupt nicht und in Deutschland immer weniger gibt. Doch ich schweife vom Thema ab …

Ein letztes Abendessen nehmen wir noch in einem Irish Pub ein, nicht ahnend, dass hier heute Karaoke-Abend angesagt ist. Das alleine wäre ja nicht schlimm, aber die Lautstärke der Musikanlage lässt mir glatt die Ohren wegfliegen. Unterhaltung ist unter diesen Gegebenheiten auch nicht möglich, da bleibt nur noch Gäste-Watching. Lange halte ich das nicht aus, so dass Berthold und ich schon mal zurück ins Hotel fahren.

Etwas später trifft sich ein Großteil der Gruppe noch im Innenhof des Hotels, um bei einem Absacker den letzten gemeinsamen Abend ausklingen zu lassen. Langsam kommt Wehmut auf, denn der Urlaub geht zu Ende. Urs ist ohnehin schon mit einem Mietwagen weiter gereist und Kai hat das Hotel gewechselt, Alex und Oliver haben Verlängerung gebucht, sie genießen sozusagen Urlaubsnachschlag. Beneidenswert. Hilft aber nix. Einmal geht jeder Urlaub zu Ende. Na dann gut Nacht.

Tages KM: Wen interessiert´s?

Mittwoch, 18.11.2015
Heute ist Abreisetag, aber erst nachmittags. Trotzdem müssen wir die Zimmer zeitig räumen. Die Reisetaschen werden in einem extra dafür bereit gehaltenen Gepäckraum aufbewahrt, dafür können wir noch den Pool nutzen. Vorher ein kleiner Spaziergang am Strand. Sehnsüchtig schauen wir den Gleitschirmfliegern zu. Das hätten wir auch machen können, denn hier werden Tandem-Flüge angeboten. Von Alex und Oliver verabschieden wir uns schon mal. Wer weiß, ob wir später noch Gelegenheit dazu haben werden.

Wir lümmeln uns schon eine Weile am Pool herum, als Berthold sein Netbook auspackt. „Lass uns mal nach den anderen Gravel Travel Touren gucken. Da gibt es noch eine Tour, die mich interessiert, die Namibia Spezial. …“ Meine Depri-Abschiedkummerstimmung ist schlagartig wie weggeblasen. Dieser Mann ist nicht mit Gold aufzuwiegen, versteht er es doch immer wieder, das Richtige zur richtigen Zeit zu bringen.

Nachmittags ist großes Abschiednehmen von Rainer angesagt. Er hat uns gut betreut, versucht, jedes unserer Anliegen zu erfüllen und hat sogar die Pannenwelle mit großer Gelassenheit hingenommen. Nie gab es Vorwürfe, ab und zu mal Tipps, stets war alles bestens organisiert. Deshalb auch an dieser Stelle ein „Danke“ an den Tourenguide und an die Crew von Gravel Travel.

Der Hotelshuttle bringt uns Abreisende zum Flughafen. Hans-Günter hat noch eine Flasche Rotwein im Gepäck, die er weder in seiner Reisetasche aufgeben möchte noch im Handgepäck mitnehmen darf. Was soll´s, wir sind 9 Leute, da werden wir es doch schaffen, eine Flasche Rotwein zu vernichten. Gesagt getan, da sitzen wir in aller Öffentlichkeit und lassen die Flasche kreisen. Na dann Prost!

Danach folgen die Sicherheitskontrolle und der Duty Free, das Übliche eben. Um kurz nach 18:00 Uhr startet der Rückflug wieder mit Condor und wieder über Nacht. Nur dass der Flug jetzt noch länger dauert, schließlich starten wir etwa 1.500 km südlicher, was den Rückflug entsprechend verlängert. Mit dem gleichen Komfort wie beim Hinflug. Was soll´s, da muss man durch, Frau übrigens auch.

Tages KM: schwer zu sagen, jedenfalls ein Großteil der knapp 10.000 km Luftlinie zwischen Kapstadt und Frankfurt am Main

Donnerstag, 19.11.2015
Landung in Frankfurt am Main in den frühen Morgenstunden. Hier sieht alles so gigantisch und steril aus. Auch funktioniert die Einreise flott und unproblematisch. Zum Gepäck führt uns dann noch ein kleiner Indoor-Spaziergang, Bewegung tut gut. Am Gepäckband verabschieden wir uns voneinander. Die Heimreise ist noch nicht ganz zu Ende. Die S-Bahn fährt uns zurück, andere nehmen entsprechende Züge.

Das Wetter ist grau und feucht. Jetzt bin ich mir sicher, wieder zu Hause zu sein.

Es war wieder ein Erlebnis-Urlaub mit vielen verschiedenen Eindrücken, die erst mal sacken müssen. Gefallen hat es Berthold und mir wieder sehr. Es ist einfach ein faszinierender Kontinent, den zu bereisen in Sicherheit und Komfort wir gerne genießen. Und der Veranstalter? Dazu erwähne ich nur, dass wir zum Zeitpunkt, als ich dieses Tagebuch fertig stelle, schon die Namibia Spezial Tour gebucht haben. Das sagt wohl alles.


In Memoriam an Tourguide Andi Maier, der im April 2015 von Verbrechern ermordet wurde. In Gedanken bist Du im SUV auf dieser Reise mitgefahren.

Zur Fotogalerie Namibia & Südafrika

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