Irland 2002

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Tagebuch eines Irlandurlaubs auf zwei Motorrädern vom 01.07. bis 17.07.02

Montag, 01.07.02

Der Start steht unter keinem guten Stern. Die für 9.00 Uhr geplante Abfahrt verschiebt sich auf 11.00 Uhr. Was ist passiert? Mein Husten ist so heftig geworden, dass Berthold und ich in der letzten Nacht kaum schlafen konnten. So beginnt mein Tagesgeschäft um 8.30 Uhr beim Arzt. Der gibt mir zwei Dinge mit: ein Rezept für Antibiotika und die Auflage, erst den Husten zu kurieren, mindestens zwei bis drei Tage. Im Internet und den Prospekten prüfen wir alternative Fährverbindungen, doch die liegen so ungünstig, dass wir 5 – 6 Tage verlieren würden. Nach reiflicher Überlegung steht die Entscheidung: warm einpacken und losfahren.

Nach 540 Autobahnkilometern suchen wir uns Quartier in Meaux. Es ist 18.15 Uhr und erst das zweite Hotel hat noch Zimmer frei. Tja, wir befinden uns in der Nähe von  Disney Land Paris, da gibt es in diesem trostlosen Städtchen außer einem Finanzamt und einem Justizministerium auch viele Touristen.

Den Abend beschließen wir beim Chinesen und um 22.00 Uhr zieht uns das Bett an wie ein Magnet.

Dienstag, 02.07.02

Wir starten in Meaux wie geplant um 10.00 Uhr und suchen erst mal eine Tankstelle. Mein kleiner Säufer braucht nach 150 – 167 km Autobahn schon Reserve. Keine Tankstelle. Der starke Wind und das Gewicht des Gepäcks fordern ihren Tribut. Keine Tankstelle. Jetzt wird es aber langsam Zeit. Wir fragen einen Passanten. Komplizierte Wegbeschreibung auf französisch. Wir versuchen unser Glück. Keine Tankstelle. Angstschweiß. Wir fragen die nächste Passantin. In einem Redeschwall und einer Ausführlichkeit ist sie von Herzen bemüht, uns den Weg zu beschreiben. Sie wiederholt es bestimmt zehnmal. Erneuter Versuch und tatsächlich findet mein bärtiger Routefinder die Tankstelle. Erleichterung! Von 15 Litern Tankfassungsvermögen kann ich jetzt 14,88 Liter nachtanken. Das war knapp.

Doch wie kommen wir wieder auf unsere Route nördlich um Paris? Auf der Suche nach einer Tankstelle sind wir von unserer Route abgewichen und über Nebenstraßen in eine ländlichere Gegend vorgedrungen. Die Orte, die wir jetzt suchen, sind nicht ausgeschildert. Also fragen wir wieder einen Passanten. "Die A 104 Direction Lille und dann Direction Paris und dann Direction Rouen." Okay, es geht weiter. Auf der A 104 sind wir, doch fahren wir auch in die richtige Richtung? Von Lille steht nichts angeschrieben, also fahren wir die nächste Ausfahrt raus und fahren wieder zurück. Doch wieso geht es hier  Richtung Reims? Das haben wir doch gestern schon hinter uns gelassen. Wir sind also wieder Richtung Süden unterwegs. Das bedeutet, dass jetzt erst mal Halt gemacht werden muss, um die Karten zu studieren. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wo wir sind und die Zeit schreitet voran. Das Einchecken auf der Fähre erfolgt nur bis 17.00 Uhr! Mein bärtiger Fremdenführer behält die Ruhe und den Überblick. Nach kurzem Kartenstudium leitet er uns wieder auf die richtige Route.

Summa summarum haben wir 80 km und 1 ¾ Stunde Zeit verloren. Jetzt heißt es aber hurtig über die Autobahnen und Landstraßen nach Cherbourg gedüst. Die ganze Stadt scheint im Stau zu stecken und die Zeit sitzt uns im Nacken. Wir fahren mit den Motorrädern an den Autoschlangen vorbei sozusagen auf dem Mittelstreifen und erreichen auf diese Weise um 16.50 Uhr die Tickethäuschen von Irish Ferry zum Einchecken. Danach stehen wir in einer Schlange von Motorradfahrern, neben uns ein Meer von wartenden Autos und noch niemand fährt über die offene Laderampe der "Normandy". Wie das? Die Iren haben tatsächlich mehr Zeit als wir. Des Rätsels Lösung: einfach die Uhr um eine Stunde zurück drehen. Verladeschluss und Abfahrtszeit richten sich nach der Zeit an Bord der irischen Fähre und in Irland gehen die Uhren um eine Stunde nach (im Vergleich zu unseren).

 

Auf dem Schiff werden die Mopeds festgezurrt und die Minikabine mit 4 Motorradkoffern, 2 Top-Cases, 2 Helmen und uns hoffnungslos überbelegt.

Einer kleinen Erkundungstour auf dem Schiff folgt ein üppiges und leckeres Abendessen im SB-Restaurant: 2 große Scheiben Rinderbraten mit Beilagen nach Wahl: Menü à la Chef! Mit Salz und Pfeffer nachgewürzt schmeckt es uns echt lecker. Ein Rotwein und ein Smithwick lassen die Planken unter meinen Füßen schwanken. Liegt das nun am Alkohol oder an der unruhigen Fahrt? Kurz und gut: Ich probiere das Fassungsvermögen unserer Kotztüten aus und sehe meinen Braten wieder. Ade du schöne Welt.

Berti kippt beide Tüten ins Klo und bleibt tapfer, ich bleibe im Bett. Da wirkt das sanfte Schaukeln wenigstens einschläfernd und kaputt sind wir allemal.

Gute Nacht.

Mittwoch, 03.07.02

Die Sonne weckt mich durch das Kabinenfenster und vom Bett über mir blickt mir mein Liebster freundlich entgegen. Welch schönes Erwachen. Doch das Aufstehen fällt mir schwer, denn die Planken schwanken immer noch. Ich verzichte auf das Frühstück und wir genießen Wind und Sonne auf dem Oberdeck.

Die Ankunftszeit in Rosslare ist erst um 14.45 Uhr, nicht wie erwartet um 13.30 Uhr. Berthold langweilt sich (...). 3 Koffer sind an den Motorrädern schon wieder montiert. Mit geht es wieder besser, denn die See ist ruhig.

Die Fähre legt an, die Luke öffnet sich und uns empfängt Irland mit Sonnenschein und weißen Wattewolken. Viele Schilder weisen die Touristen auf den Linksverkehr und den im Uhrzeigersinn verlaufenden Kreisverkehr hin. Das ist in der Tat gewöhnungsbedürftig. Doch sofort empfängt uns auch eine unbeschreibliche Atmosphäre von fantastischer Landschaft, kleinen hübschen Häusern und weidenden Tieren, etwas weiter die ersten Überreste vergangener Zeiten: Ruinen und alte Brücken. Es erscheint wie eine heile Welt. Die Menschen sind freundlich, die Nebenstraßen schlammig und unübersichtlich. Die sind zum einen schlecht beschildert und zum anderen bestens geeignet zum Einsuhlen bis zu den Knien, von den Mopeds ganz zu schweigen.

Doch die Pfade führen uns zu Thomastown (muss dem Namen nach meinem Schatz gehören) zum Fotoshooting und dann weiter nach Kilkenny. Hier finden wir ein schönes B & B Quartier mitten im Zentrum. Der erste Abendrundgang führt uns zu St. Mary´s Kathedrale, die von außen beeindruckend ist, was ich von innen aber nicht sagen kann. An der Black Abbey Church gehen wir nur vorbei, die St. Canaces Church umrunden wir und stellen etwas weiter fest, dass die Smithwick´s Brauerei von Guinness gekauft wurde. Das Bier testen wir im Pub neben unserem B & B. Hier werden gerade Filmaufnahmen für TG 4 gemacht, auf gälisch. Die Musik klingt richtig gut. Wir sollen reinkommen. Als Berti seine Kamera auspackt, holt uns der Filmleiter zu seiner Crew. "His german Cameraman" stellt er Berti vor. Die Leute sind einfach Klasse. Später am Abend spielen wir mit anderen Gästen noch Komparsen für Außenaufnahmen.

Es war ein toller Abend. Irland, wir sind begeistert!

Video Tag 1-3 : Anreise nach Cherbourg (F) ca.1000 KM. Fähre nach Rosslare (IRL).  Fahrt nach Thomastown und Kilkenny. Erste Besichtigung und Pubbesuch mit Filmaufnahmen von TG4.

Donnerstag, 04.07.02

Das irische Frühstück macht seinem Ruf alle Ehre: ein Berg Toast und Spiegelei, Speck, Würstchen und Kartoffelplätzchen, Müsli, Joghurt, Obst, Saft, Tee oder Kaffee. Wahrscheinlich habe ich noch eine Menge Kleinigkeiten vergessen, jedenfalls war es sehr üppig und alles sehr fett. (Süßstoff kennt hier niemand, wahrscheinlich gibt´s hier kaum Diabetiker.)

Mit so viel Kalorien im Bauch erkunden wir das Irish Design Centre. Hier gibt es Tonwaren, Schmuck, Kunstgegenstände und man kann den Kunstschaffenden bei der Arbeit zusehen. Dieses Centre ist sehr touristenorientiert, das Angebot ist z.T. geschmacklich und preislich überzogen, aber gucken kostet ja nichts.

Gegenüber schließen wir uns einer Führung durch Kilkenny Castle an. Das Castle sieht von außen wirklich stattlich aus, von innen eher bescheiden, bis auf den Long Room, der für Festivitäten und ähnliche Anlässe genutzt wurde. Leider ist filmen und fotografieren verboten, was hier standardmäßig üblich zu sein scheint. Die Fremdenführerin spricht ein deutliches Englisch, so dass wir einen guten Teil von ihrem Vortrag verstehen können. So wissen wir jetzt, dass die Familie Butler über 400 Jahre dort lebte und von einflussreichem Rang war. Der letzte Burgherr musste die Burg 1967 für 50 irische Pfund verkaufen, denn die notwendige Restaurierung war zu teuer.

Abschließende Beurteilung: das Gemäuer erscheint von außen beeindruckender als von innen.

Nach einem kleinen Imbiss pflege ich meinen Husten bei einem Mittagsschläfchen und mein Schatz reitet mit dem Feuervogel zur Jerpoint Abbey, einer romantischen Kirchenruine, die wir gestern nicht mehr geschafft haben. Fotoshooting von außen und wieder zurück.

Um 15.00 Uhr steht die Besichtigung der Smithwick-Brauerei an. Regen setzt ein. Letzterer ist für Irland nicht überraschend aber dafür wundern wir uns bei den Smithwicks über zweierlei:

1.    es kostet keinen Eintritt und

2.    wir besichtigen nicht die Produktionsstätten sondern bekommen statt dessen einen Film gezeigt.

Anschließend können wir reichlich Bier auf Kosten des Hauses im Keller-Pub verkosten.

Unser Urteil: Smithwicks schmeckt am besten. Bei uns heißt das übrigends Kilkenny, das ist der Name für den Export.

Hier treffen wir bereits den dritten Iren, der deutsch spricht. Er ist Lehrer und will seinen Sommerurlaub in Köln und Aachen verbringen.

Blick auf die Smithwick-Brauerei vom Turm der St. Canices Kathedrale

Vor dem Abendessen lockt uns noch die St. Canices Kathedrale. Dieses Mal ist sie geöffnet. Von innen entspricht sie wirklich einer schönen Kathedrale. Wir erklimmen noch den Turm, um einen Blick von der Vogelperspektive über Kilkenny zu werfen. Es lohnt sich wirklich, schade, dass das Wetter nicht besser ist.

Letzter Pub-Abend in Kilkenny, dann Koffer packen und ab ins Bett.

Freitag, 05.07.02

Wir starten bei trockenem Wetter über kleine schlammige Sträßchen via Cashel Rock zum Fotoshooting bis nach Cork. Mein vorfahrendes Orientierungswunder steuert zielstrebig die ausgewählten Sehenswürdigkeiten an:

1.    English-Market, eine Art Kleinmarkthalle, die nicht nur schön anzusehen sondern auch von ihrem Lebensmittelangebot verführerisch ist (echter irischer Räucherlachs für 20 € / kg). Wir bedauern, dass wir uns gerade vorher in einer typischen Sandwich-Bude den Bauch vollgeschlagen haben.

2.    Der Glockenturm von St. Anne´s soll 5,- € p. P. kosten, um das Glockenspiel in Gang zu setzen. Wir sind der Meinung, dass das zu teuer ist und setzen unseren Weg zum

3.    Gefängnismuseum fort. Eine Führung mit deutschem Band in einer schlossähnlichen Anlage ist anschaulich in Szene gesetzt. Wirklich sehenswert und gleichzeitig erschütternd ist es, wenn 9jährige ausgepeitscht oder junge Frauen wegen Diebstahls von lebenswichtigen Gütern oder Trunkenheit zu langjährigen Haftstrafen verurteilt werden konnten.

Wir setzen die Fahrt in Richtung Killarny fort, um Quartier zu suchen. Doch außer einer Ansammlung von B & B und Einfamilienhäusern, Hotels und Tankstellen scheint hier das soziale Leben zu kurz gekommen zu sein. Obwohl es schon spät ist und unsere Kräfte aufgebraucht sind, entschließen wir uns kurzerhand, nach Kenmare weiter zu fahren. Das Wetter ist sonnig und die kurvenreichen Straßen führen uns durch Berge, an Seen vorbei und dienen Schafen als Überweg oder Schlafplatz. Die Wollträger sind hier völlig frei in ihrem Tun. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Wir passieren schon den Ladies View, den wir auf unserer Tour erst übermorgen auf dem Plan haben. Leider bleibt jetzt keine Zeit mehr zum Halten, doch das werden wir nachholen.

In Kenmare haben wir Glück und finden mitten im Zentrum ein schönes B & B Zimmer. Nach einem guten Restaurantbesuch wartet die Dreckwäsche Teil 1 auf uns. Berti hat zum Glück eine Wäscheleine eingepackt, die jetzt zum Einsatz kommt. Danach gönnen wir uns einen wohlverdienten Absacker und dann geht es nur noch ab in die Falle.

Samstag, 06.07.02

Gleich nach dem Aufwachen wird klar, die Wäsche trocknet nicht, dabei haben wir noch längst nicht alles gewaschen. Was tun? Berti schlägt vor, unsere Wirtsfrau nach einem Wäschetrockner zu fragen. Ich nehme all meine Englisch-Kenntnisse zusammen und es geschieht ein Wunder: die Wirtsfrau versteht unser Anliegen und hilft uns gerne. Also schnell Dreckwäsche Teil 2 erledigen, um alles zusammen zum Trocknen abzuliefern.

Dann endlich wenden wir uns dem Ring of Beara zu. Das heißt: tanken, Ketten schmieren und dann endlich Start bei zwischenzeitlich einsetzendem Nieselregen. Die Landschaft ist immer noch traumhaft schön und die Menschen, die uns begegnen, sind wirklich freundlich. Die Frau vom Souvenirladen drängt uns den Cake direkt auf und ihr Coffeeroom ist wohl eher ein Wohnzimmer. Kochen und backen sei ihr Metier, erzählt sie uns.Alle, denen wir begegnen, wollen wissen, wo wir herkommen und was wir auf unserer Tour noch geplant haben. Ein paar deutsche Fahrradtouristen gesellen sich zu uns in den Coffeeroom und im Gespräch mit ihnen reift schon unser späterer Entschluss, unsere Nordirlandtour wegen des bevorstehenden Feiertags zu ändern. Das würde bedeuten, Belfast auszulassen.Healy Pass

Ring of Beara

Unsere Wirtsfrau hat uns die Wäsche getrocknet und wollte nichts dafür haben. Irgendwie färbt diese Freundlichkeit ab. Unserer Wirtsfrau bringen wir Pralinen mit und selbst meine Vigor kippt freundlicher um als sonst: nichts geht diesmal kaputt. Dafür habe ich einen Meckerpeter im Gepäck, ein deutliches Zeichen dafür, dass es ihm nicht gut geht. Tatsächlich machen ihm die Nierengegend und die Stirnhöhlen zu schaffen. Schmerztabletten und zeitiges Schlafengehen sind angesagt.

P. S.: An diesem Wochenende findet in Kenmare die Horse-Show statt. Seit heute ist der Ort brechend voll mit Menschen und Fahrzeugen. Alle Zimmer sind ausgebucht und in den zahlreichen (und guten!) Restaurants herrscht Hochbetrieb, aber ohne uns. Wir werden dem Trubel entfliehen, um das letzte Einhorn zu finden und die Halbinsel Dingle zu besuchen.

Video Tag 4-6: Kilkenny: Castle, Fahrt zur Jerpoint Abbey, Smithwick-Brauerei, St. Canices Kathedrale, Rock of Cashel. Cork: English-Market, St. Anne, Gefängnismuseum. Kenmare, Ring of Beara, Healy Pass, Dursey Point

Sonntag, 07.07.02

Wir fahren heute mit nur einem Motorrad, so sind ein paar Fahrszenen möglich. Der Tag beginnt trocken und wir sehen der Halbinsel Dingle erwartungsvoll entgegen. Die Schilder sind teilweise ausschließlich auf gälisch beschriftet, doch für größere Verfahrer ist Dingle nicht groß genug. Wir besichtigen das Dunbeg Fort, das als Befestigungsanlage vor ca. 1.000 Jahren erbaut wurde. Danach schauen wir uns das vollkommen aus aufgeschichteten Steinen erbaute Wohnhaus Gallarus Oratory an. Eine Audio- / Video-Show zeigt noch mehrere solcher steinernen Zeitzeugen Irlands.

In dieser Gegend soll Hummer gefangen werden, doch ein Lokal mit einem entsprechenden Angebot haben wir leider nicht gefunden. Dafür sind wir in ein kleines Lokal mit brennendem Kaminfeuer und einer Fernsehübertragung vom Formel 1 Rennen eingekehrt.

Die Landschaft ist schön und die ersten Steilklippen haben wir heute schon zu sehen bekommen, doch bis jetzt ist für uns der Ring of Beara der schönere gewesen.

Am Nachmittag kehren wir in ein vegetarisches Café ein. Die beiden Besitzerinnen sind Deutsche und ebenso die meisten Gäste. So erfahren wir, dass der Ring of Kerry seit dem 11.09.01 nicht mehr von Touristen überlaufen ist, denn die kamen zu 80% aus den USA. Seit den Terrorakten haben sie Angst zu fliegen und bleiben Irland als Einnahmequelle vorenthalten.

Außerdem erfahren wir, dass wir für unseren Irlandurlaub den kältesten Sommer seit Jahrzehnten ausgesucht haben. Tatsächlich waren es heute 13 / 14 C. Allein das tröstet wenig.

Auf dem Conner-Pass war vor lauter Nebel keine Landschaft mehr vorhanden. was soll´s, wir gehen jetzt noch das Einhorn suchen. Es fängt an, leicht zu regnen. Tatsächlich findet mein Orientierungswunder das Sagenwesen und kann es filmen. (Hoffentlich bekomme ich einen Ausdruck, denn der Film meines Fotoapparats war just alle. Grummel!)

Der Abend endet in strömendem Regen und einer EC-Karte, die "out of order" ist. Das ist ärgerlich, aber nicht katastrophal. Wir haben noch mehr Plastikgeld.

Montag, 08.07.02

Wir brechen die Zelte in Kenmare ab (leider) und werden herzlich verabschiedet. Der Regen begleitet uns zum Glück nur kurze Zeit. Hinter Listowel nehmen wir die Fähre über den ca. 15 km breiten Shannon und verlassen danach die Hauptverkehrsrouten. Das heißt für uns wieder Wege suchen, denn die Beschilderung ist auf diesen Nebenstraßen kaum vorhanden. So landen wir zur Mittagszeit in einem Dorf mit Kirche, Pub und Lebensmittelladen. Mittagessen funktioniert hier so: Parken vor der Kirche (prima asphaltierter und ebener Parkplatz), Sandwichs im Lebensmittelladen schmieren lassen und mit ins Pub nehmen zum Sitzen, Quatschen und Trinken (Alkoholfreies natürlich).

Weiter geht es zu den Cliffs of Moher. Auf Nachfrage bekommen wir die Parkgebühr von 2,50 € pro Fahrzeug erlassen und genießen bei warmem Sonnenschein (18 - 20 C) eine unglaubliche Aussicht. Hier haben die Prospekte wirklich nicht zu viel versprochen. Die Klippen, die wie aufgereiht hintereinander aufragen, sehen wirklich so atemberaubend aus, wie auf den Fotos. Wir wagen uns bis an den Abgrund der Klippen und machen reichliche Aufnahmen.

Nach anschließender Stärkung im SB-Café geht es weiter in Richtung Galway. Auf der Route faszieniert uns ein Wasserschloss in Kinvarra derart, dass wir anhalten zum Fotografieren und Filmen. Berti´s Kamerahalterung am Motorrad hat heute gleich mit Bruch reagiert. Abends wird geklebt, vielleicht kommen wir so doch noch zu ein paar weiteren Fahraufnahmen.

Die Nationalroute bis Galway ist gut zu fahren, doch in und um Galway werden wir vom Stau gefangen gehalten. So findet uns ein B & B und wir nehmen dankbar nach 300 km Tagesfahrt an. Das Zimmer ist winzig, laut und das Bad nur mit Gemeinschaftsbenutzung. Dafür ist der Preis o.k. und Nerven hat es uns auch erspart.

Der Abendspaziergang zeigt uns Galway´s wunderschöne Universität (eine Mischung aus Burg, Schloss und Kirche), einen miserablen Chinesen (dafür billig), einen Münzfernsprecher (endlich) und eine Abendtemperatur von 14°C (bei einer gefühlten Temperatur von höchstens 10°C).

Deshalb jetzt der Spruch des Tages: "Das wärmste in Irland sind die Händetrockner!"

Mal sehen, ob es so bleibt.

Dienstag, 09.07.02

Just als wir die Regengamaschen übergezogen haben und starten, hört der Regen auf. Unsere Tour führt uns nach Achill Islands, wo schon Heinrich Böll sein "Irisches Tagebuch" schrieb. Auf der Halbinsel wechseln sich dann Sonnenschein und Regenschauer ab mit den jeweils dazu passenden Temperaturen.Achill Island

Wir folgen dem Atlantic Drive und werden mit traumhaften Ausblicken von zerklüfteten Klippen und feinen Sandstränden belohnt.

Mit viel Bastelei hat Berti die Filmkamera doch noch am Motorrad installieren können für wirklich schöne Fahraufnahmen.

Das Meer ist tiefblau und die Gischt durchbricht es mit strahlendem Weiß. Das Land ist tiefgrün, zerklüftet von dunklen Felsklippen. Die überall weidenden Schafe durchbrechen dieses Landschaftsbild ebenfalls mit ihrem Weiß (wenn man von ihren verschiedenen Farbmarkierungen einmal absieht). Diese kleinen, zierlichen geschorenen Gesellen sind einfach überall, auch gerne am Straßenrand und auf der Straße. (Wenn wir heute Abend B & B nehmen, werde ich erst mal im Schrank nachsehen, ob dort nicht vielleicht auch gerade ein Schaf döst.) Rinder laufen auch alleine auf der Straße nach Hause. Ein Zusammentreffen vermeiden wir tunlichst.

Video Tag 7-9: Ring of Dingle, Dunbeg Fort, Gallarus Oratory, Conner Pass, Shannon, Cliffs of Moher, Galway, Achill Island´s, Atlantic Drive.

Auf Achill Islands finden wir das Geisterdorf "Desert Village", das jedoch nur noch aus Ruinenresten zwischen Bächen und moorähnlichen Wiesen besteht. Die einzigen Geister, die hier geistern sind zwei Motorradfahrer aus Rodgau, weißhaarige ältere Touristen und ebenso weißhaarige Schafe.

Wir verlassen Achill Islands und nach ausgiebiger Betrachtung, Messung und Überlegung wird eines klar: Berthold´s Hinterreifen muss noch in Irland erneuert werden. Eine Chance hierzu besteht nur in einer größeren Stadt. Da wir morgen in den Norden von Irland kommen wollen, werden wir statt Letterkenny (London-)Derry im englischen Nordirland ansteuern und unsere Tagestour umstellen.

Für heute finden wir ein herzliches Quartier in Ballina und da wir kurz vorher von einsetzendem Dauerregen eingeholt wurden, serviert uns unsere Wirtsfrau Tee und Kuchen. Die Wirtsleute sind supernett und wir bekommen sogar ihr eine Woche altes Grandchild zu sehen, ein wirklich süßes Baby. Schade, dass wir morgen wieder weiter müssen, doch der Reifen ruft.

Mittwoch, 10.07.02

Auf dem Weg nach (London-)Derry steuern wir 4 Tyre-Center auf der Suche nach einem passenden Hinterreifen für die Transalp an. Die Iren fahren wenig Motorrad und deshalb ist das Angebot an Ersatzteilen sehr begrenzt. In einem Geschäft würden sie uns den Reifen bestellen. Voraussichtliche Ankunftszeit: 1 – 2 Wochen (ha, ha). Die Kosten für einen Enduro-Motorradreifen werden plötzlich in Pfund angegeben. Soeben wird uns bewusst, dass wir eine unsichtbare und doch so schicksalhafte Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland passiert haben. Englische Pfund müssen wir also auch noch organisieren. In unserer Verzweiflung suchen wir den Tourristoffice in (London-)Derry auf. Wir müssen einen ziemlich traurigen Eindruck vermittelt haben, so nass wie wir waren und mit der Schilderung auf den Lippen, dass der Reifen "finish" sei. Die freundliche und hilfsbereite Mitarbeiterin telefoniert herum. Wir erklären, welche Art von Reifen wir brauchen und wo wir schon vergebens danach gefragt haben. Nach einigen Telefonaten hat sie ein einigermaßen brauchbares Exemplar in einem winzigen Nest 16 km außerhalb von (London-)Derry in einem noch winzigeren Motorradlädchen mit Werkstatt aufgetan. Wir werden an einem gut zu findenden Treffpunkt von einem Mitarbeiter des Lädchens eingesammelt und zur Werkstatt gelotst. Was für ein Service! Der Reifen wird gleich gewechselt und die Welt ist wieder in Ordnung.

Der Tag ist verflogen, ebenso wie die 280 km, die wir heute überwiegend im Regen bewältigt haben. Dafür finden wir noch ein schönes B & B und ein dazu wirklich gutes Restaurant.

Ende gut, alles gut.

Donnerstag, 11.07.02

Start in der Nähe von Strabone bei Sonnenschein, defektem Funk, kurzen Regenschauern und kühlen Temperaturen (14 / 15 C) über (London-) Derry und Colarraine führt uns der Weg nach Bushmills. Das Ersatzfunkgerät kommt zum Einsatz (dank weiser Voraussicht des Packman).

Die erste Sehenswürdigkeit verdient wirklich diese Bezeichnung. Es ist die Burgruine Dunluce Castle. Sie ist wunderschön und von einer Höhle untergraben. Wir besichtigen erst die Ruine mit all ihren verschachtelten Gebäudeteilen, betrachten den die Stelle, an der vor langer Zeit der Küchentrakt mitsamt seinem Personal die Klippen hinab gerutscht ist, angeblich aufgrund der zu sparsamen Bauweise. Der ganze Film meines Fotoapparats wird verknipst, um die Eindrücke und Anblicke der Fenster, Türmchen, Burggraben, Brücke, Klippen, Feuerstelle, Gänge und, und, und fest zu halten. Danach steigen wir hinab in die Unterwelt und bezwingen die glitschigen Steine und Abhänge bis zur anderen, der Meerseite hin geöffneten Ausgangs der Höhle. Das gibt schöne Filmaufnahmen, doch leider ist mein Foto schon wieder voll (grummel!). Zudem bleibt die Erkenntnis, dass Motorradstiefel als Bergwanderschuhe vollkommen ungeeignet sind. Es ist schon deprimierend, wenn Kleinkinder in ihren Turnschuhen deutlich flinker den nassen Geröllhang hoch und runter klettern als wir Abenteurer. Nun ja, wir haben´s überwunden.

Die nächste Sehenswürdigkeit erfüllt nicht meine Erwartungen: Giant´s Causeway.

Die Landschaft ist zwar schön, aber die vielgerühmten Basaltsäulen sind eher flach und gehen im Touristengewimmel unter.

Die nächste Attraktion ist die Hängebrücke Carrick–a–rede–rope–bridge. Die Wanderung dorthin ist zwar schweißtreibend, aber sie zeigt auch die klippenreiche Küste Nordirlands. Die Hängebrücke selbst ist schwankend aber sicher. Kinder machen sich einen Spaß daraus, sie als Trampolin zu testen, da sie so schön federnd nachgibt. Ein paar Jugendliche drehen auf halber Strecke um und entlocken einigen Touristen ein Schmunzeln.

Die letzte Station für heute ist die Old Bushmills Destillery. Wir können gerade noch die letzte Führung um 16.00 Uhr erhasten. Der Eintrittspreis von 3,65 Pfund p. P. ist saftig (umgerechnet 6,- €). Die Führung umfasst Film, Führung durch die Produktionsanlagen, die zu der Zeit schon Feierabend haben und ein Whisky zum Probieren. Unser Englisch ist leider zu schlecht, so dass wir von der Führung und den Erklärungen nur wenig mitbekommen. Dafür gibt es ein deutsches Infoblatt und eine Bedienung hinter dem Tresen spricht sogar deutsch. Berthold muss meinen Whisky mittrinken, da ich mir aus dem "Wasser des Lebens" nichts mache. Er ist etwas traurig, weil er nicht zu den auserwählten Whiskytestern gehört, die auf eine uns nicht erschlossene Weise aus der Gruppe ausgewählt wurden. Es bleibt ein etwas schales Gefühl bei rund 24,- DM Eintrittspreise für uns beide.

Dafür haben wir ein B & B, zu dem wir zu Fuß zurückkehren können (ich geradeaus und mein Schatz in leichten Schlangenlinien) und unsere Mopeds haben für die Nacht eine Garage bekommen. Welch ein Luxus! Urlaub ist schön!

Freitag, 12.07.02

In Nordirland ist heute Feiertag. es geht um den "Orange Man", der durch die geschmückten Straßen promeniert in Uniform mit Fähnchen und Musik. Diese Umzüge erinnern an Karneval (allerdings ohne Umzugswagen und Kamellen werfen). Das einheimische Publikum ist begeistert, johlt, winkt und kommt in Massen zusammen. Wir wollen diese Demonstrationen englischer Nationalfeierlichkeiten umgehen, die von einem großen Aufgebot von gepanzerten Polizeiwagen und bewaffneten Polizisten geschützt werden. Mancherorts kann man den Eindruck gewinnen, dass ein Staat für den Krieg aufrüstet. Wir können uns dem nicht ganz entziehen, denn auch in den kleineren Orten finden diese Demonstrationen statt. Wir passieren drei davon. Abends erfahren wir via TV, dass bis auf Belfast alle Umzüge friedlich verliefen, was auch unserem Eindruck entspricht. Belfast hatten wir ja auch aus unserem Urlaubsprogramm gestrichen und die Republik Irland wieder auf direktem Weg angestrebt.

Video Tag 9-12: Desert Village, Ballina, (London-)Derry, Bushmills, Dunluce Castle, Giant´s Causeway, Hängebrücke Carrick-a-rede-rope-bridge, Old Bushmills Destillery, Torr Head.

Auf der Strecke haben wir Torr Head gestreift und eine unbeschreiblich schöne Küstenstraße befahren. Die Landschaft ist traumhaft und die "Achterbahn-Strecke" wie für Motorräder geschaffen worden. Dabei hätte mein Schatz beinahe einen Hund erlegt und ich ein Kaninchen, doch wir bremsen auch für Tiere.

Eine physikalische Grenze ist zwischen den beiden irischen Ländern tatsächlich nicht vorhanden. Das erste Schild, das uns zeigt, dass wir wieder in der Republik sind, lautet "Euro welcome".

Der Transalp gefällt es hier offenkundig auch sehr gut. Sie lässt es sich nicht nehmen, den irischen Boden zu küssen. "Kuss-Abdrücke" hat es zum Glück nicht gegeben und zu zweit ist sie auch schnell wieder aufgehoben.

Dafür hat die Vigor dem roten Feuervogel einen Koffer abgefahren. Halter und Gurt haben ihr Leben ausgehaucht, doch der Koffer blieb heil (oh Wunder) und zu. Jetzt war mein Zauberer gefragt. Der hat tatsächlich mit Werkzeug, Kleber und Ersatzgurt den Koffer wieder an die Transalp gezaubert. Mir saß der Schreck noch in den Gliedern. Doch wenn man sich überlegt, dass der Koffer den Puffer spielte zwischen einem vorfahrtsberechtigten Auto und mir, dann danke ich meinem Schutzengel und meinem Zauberer. Tja, Irland ist voller Zauber- und Fabelwesen.

Samstag, 13.07.02

Tag ohne Regen und bis 20°C Wir starten in Ardee und fahren nach Yellow Furze zum Fototermin mit dem Ortsschild, denn wer hat schon mal gelbe Pupse gesehen?. Mein orientierungswunderbarer Tourenguide findet dieses Miniörtchen trotz mangelhafter Beschilderung zielstrebig. Meine Bewunderung ist ihm sicher.

Danach folgt ein weiteres Urlaubs-Highlight: New Grange. Die "nur" einstündige Wartezeit bis zu unserer Führung vergeht in der Ausstellung und im Café doch rasch. Wir begeben uns zu den Bussen und werden zu dem Ganggrab gefahren. Es wurde vor 5.000 Jahren erbaut und nur die Morgensonne des 21. Dezembers eines jeden Jahres lässt das Licht durch den langen engen Gang hindurch bis zur eigentlichen Grabkammer gelangen. Das ist das Zeichen des neuen Jahres und des höchsten Feiertags zugleich.

Mit warmem, künstlichem Licht wird dieses Ereignis für die Touristenmassen nachgestellt. In der Enge und der Dunkelheit der Grabkammer gelingt dieser einprägsame, wenn auch künstliche Tagesanbruch. Doch die Illusion wirkt echt. Es ist eine beeindruckende Vorführung, vor allem wenn man bedenkt, dass die Menschen schon vor 5.000 Jahren in der Lage waren, ein solches Monument zu erschaffen. Überrascht sind wir jedoch von der nur geringen Größe des Grabmals, das sieht von außen viel gewaltiger aus. In der Grabkammer selbst haben höchstens 20 Touristen Platz, aber nur dann, wenn sie sich wie die Sardinen zusammen pferchen. Der Gang selbst hätte jeden Ottfried Fischer schlicht eingeklemmt. Aber wahrscheinlich war nur auf diese Weise die Einmaligkeit des Jahres zu erschaffen. Als wir mit den Bussen zurück gefahren werden, ist das Besucherzentrum von Menschenmassen überfüllt. Gut, dass wir früh dran waren. Wahrscheinlich hat sich die Wartezeit mittlerweile verdoppelt.

Danach besuchen wir das Schloss Malahide mit seinen großzügigen Gärten. Eine Besichtigung scheint zunächst nicht möglich. Erst später entnehmen wir anhand der Unterlagen, dass wir wohl bei der Rezeption jemanden hätten suchen sollen. Anderen Touristen ging es ebenso. Da sieht man, wie wichtig eine gute Beschilderung oder Organisation ist.

Wir suchen unser vorbestelltes Quartier bei Moira in Dublin auf. Wieder zeigt mein Bärtiger Tourenguide sein Orientierungsvermögen. Ich wäre an seiner Stelle bestimmt noch stundenlang durch die Irre gefahren (heißt ja auch Ir(r)land), denn die Straßenschilder in Dublin befinden sich direkt an den Häuserwänden. Das bedeutet, dass man an Kreuzungen den Namen der Querstraße erst dann lesen kann, wenn man bereits abgebogen ist. Welche Qual, wenn man sich nicht auskennt. Für mich grenzt es fast an ein Wunder, wie schnell Berti unsere Unterkunft findet.

Moira ist wirklich so, wie mein Schatz es vorhergesagt hat: alt, peinlich genau auf Ordnung bedacht, neugierig und immer präsent. Freundlich aber allemal. Sie entpuppt sich sogar als das reinste Touristeninformationszentrum. Sie weiß alles (was bei neugierigen Menschen häufig der Fall ist) und gibt eine Menge Tipps. Zunächst fahren wir unsere Dreckwäsche in die Wäscherei, dann suchen wir den Fährhafen auf, um für die Abreise gerüstet zu sein. Abends erkunden wir den Stadtteil Temple Bar, der sich als noch turbulenter als Frankfurt Sachsenhausen erweist. Ein Pub reiht sich an das nächste und alle sind so voller Gäste, dass es in einigen Kneipen nicht mehr möglich ist, hinein zu kommen, auch nicht als Sardine. Wir begegnen auf den Straßen einigen kostümierten Frauen, deren Verkleidung eindeutige Hinweise gibt, auf welche Art von Abenteuer sie aus sind. Da werden Kondome oder kleine Phallussymbole im Schleier oder auf dem Kopf getragen. Berthold fragt eine Bedienung, was das zu bedeuten habe? Der Mann lächelt vielsagend und antwortet, dass es sich um Engländerinnen handele. Scheinbar soll damit schon alles erklärt sein. Der Rest bleibt jedenfalls unserer Phantasie überlassen. (...)

Wir fahren mit dem Bus und einem Visitenkärtchen von Moira gegen 23.00 Uhr wieder retour. Der freundliche Busfahrer sorgt sich um uns, ob wir denn auch wüssten, wie wir unser B&B wieder finden? Wir bejahen zwar, aber er lässt es sich nicht nehmen, auszusteigen und uns die Richtung zu zeigen, in der sich unser Quartier befindet. Echt lieb!

Das Quartier ist winzig, mit Waschbecken, Dusche und einem winzigen Schränkchen, dafür befindet sich die Toilette auf dem Gang. das Haus ist sehr hellhörig, so dass wir am nächsten Morgen bereits um 5.00 Uhr geweckt werden. mal sehen, wies weiter geht.

Video Tag 12-13: Fahrszenen vom Torr Head in die Republik Irland. Ardee, Yellow Furze, New Grange, Schloss Malahide.

Sonntag, 14.07.02

Heute steht ein volles Dublin-Programm per Bus an:

1.    Trinity College. In der Old Library bekommen wir einen Eindruck davon, wie mühsam früher Bücher hergestellt wurden. Auf diese Weise sind wir in der Lage, das älteste und schönste Buch der Welt, das "Book of Kells" aus dem 7. Jh. in seiner Pracht und seinem guten Zustand angemessen zu würdigen. Der sich anschließende Long Room ist für jeden Bücherwurm einfach atemberaubend: eine fantastische Architektur, meterhohe schöne Regale voll mit alten Büchern garniert mit Büsten von Gelehrten und Persönlichkeiten früherer Kulturen wie Plato, Cicero, etc. Hier ist filmen und fotografieren leider nicht erlaubt. Die Aufsicht hat unsere Wünsche wohl erraten, denn er folgt uns beständig. Da haben wir keine Chance.
 

2.    Dublin Castle. Da zur Zeit Staatsbesuch angesagt ist, bleiben die Touristen draußen. Das Castle ist ohnehin nur in verstreuten Gebäudeabschnitten erhalten, die wir uns halt von außen ansehen.
 

3.    Christ-Church Cathedral. Schöne alte Kirche mit noch älterer Krypta.
 

4.    Dublina. Dieses Museum veranschaulicht die Dubliner Stadtgeschichte und die damaligen Lebensweise. Besonders gefreut hat uns die Besucherfreundlichkeit auch für internationale Gäste. Eine Übersetzung der wichtigsten Stationen erhalten wir gleich beim Eintritt, die Tonschauen lassen sich in verschiedenen Sprachen wählen, und viele Schautafeln sind gleich in mehreren Sprachen übersetzt. Außerdem kann der Besucher eine Menge selbst ausprobieren, z.B. Kleidung oder Ritterharnisch anziehen, auf Druckerplatten mit Papier und speziellen Wachsmalstiften Duplikate pausen. So erfährt man die damalige Zeit am eigenen Leibe oder durch eigenes Tun. Zudem befindet sich der wunderschöne Bau im Stil und in direkter Nachbarschaft mit der Christ-Church Cathedral verbunden durch eine Brücke aus dem 19. Jh. Prädikat: unbedingt sehenswert.
 

5.    St. Patrick’s Cathedral. Gleich beginnt ein offizieller Kirchentermin, aber wir dürfen noch für 5 bis 10 Minuten hinein, um einen kurzen und dafür kostenlosen Blick in die Kathedrale zu werfen. Prädikat: wirklich schön und wirklich sehenswert.
 

6.    Guinness Storehouse. Hier schockt zunächst der Eintrittspreis von 12,- € p. P. Augen zu und durch. Hier wird auf hohem Niveau und mit modernsten Mitteln das Bierbrauen mit allen Facetten auf 6 Etagen gezeigt. (Wasserfall unter dem wir durchgehen konnten, Getreide zum Anfassen, Filme zur Historie von Guinness, begehbare Gärungsbehältnisse, die Fässerherstellung vergangener Zeiten, Transportwege, etc., etc.). In der obersten Etage befindet sich die Bar mit einem Freigetränk pro Nase (für uns natürlich 2 Pint of Guinness) und einem fantastischen Rundumblick auf Dublin bei herrlichem Wetter.
 

Doch die Zeit drängt, denn wir müssen noch unsere Wäsche aus der Wäscherei abholen und sonntags fahren die Busse nicht so oft.

Nach allen Stationen hauen uns die runden Füße eine Stunde aufs Bett. Danach treibt uns nur der Hunger wieder aus dem Haus, doch ein Lokal in der Nähe unseres B&B scheint es nicht zu geben. Nach einer Stunde Suche, Erfragen und Busfahren ohne zu bezahlen (der Fahrer nimmt nur Münzen, wir hatten nur Scheine und er dafür Erbarmen) fanden wir ein Lokal mit guter Küche, die noch geöffnet hatte, mit Sitzplätzen, Alkohollizenz und noch akzeptablen Preisen. Es freuten sich 4 Füße, 2 Mägen und 2 Roadrunner.

Montag, 15.07.02

Ein Gutschein für die Besichtigung des Schlosses Malahide mit seinen kostbaren Inneneinrichtungen lockt uns noch mal mit einem Moped dorthin. 5,50 € kostet hier der Eintritt und diesmal finden wir auch jemanden an der Rezeption. Also rein, die 2. Person ist dank Gutschein kostenlos. Die Räume, das Mobiliar die Kamine und Stuckdecken waren wirklich schön. Besondere Aufmerksamkeit haben wir der "Tür des Kobolds" mit gerade mal 1,20 m Höhe gewidmet. Dank des deutschen Übersetzungshefts haben  wir erfahren, dass der Schlosskobold immer dann in Erscheinung tritt, wenn mit dem Schloss etwas gegen seinen Willen passiert. Zuletzt soll er 1975 erschienen sein, als das Schloss nach 800jährigem Familienbesitz der Talbots versteigert wurde mit allem Inventar. Berthold hat verbotenerweise die Tür und einiges Inventar gefilmt, allerdings mit Einverständnis des Kobolds, denn aufgetaucht ist er nicht.

Danach haben wir die Moeller Niederlassung in Dublin aufgesucht. Die irischen "Kollegen" von Berthold waren sehr nett. Der Chef Tom Murphy zeigt uns den Technik- und den Verwaltungsbereich, berichtet von seinem derzeit größten Problem (brennender, fast neuer Schaltschrank verursachte Schaden beim Kunden i.H.v. 400.000,- €). Beide Männer fachsimpeln auf englisch, was erstaunlich gut klappt. Zum Abschluss erfahren wir, dass Tom Murphy ganz in der Nähe von unserem B&B wohnt und wie wir mit der DART-Bahn in eine Gegend mit vielen guten Restaurants kommen. Fotoshooting, Filmaufnahmen, shake hands und bye bye.

In Dublin geht´s nun in die Grafton Street zum Mini-Shopping, denn viel können wir nicht mehr einpacken. Schweren Herzens lasse ich eine bildschöne getöpferte Leprechaun-Tasse zurück, denn ein heiler Transport ist wegen des Mopedgeschaukels nicht gesichert.

Wir fahren zurück, um Koffer zu packen, B&B zu bezahlen und starten zu unserem letzten Abendessen in Irland. Moira und die Besenkammer machen uns den Abschied leicht, das jetzt gute Wetter nicht.

Dienstag, 16.07.02

Dublin und Irland Abreisetag. Wir müssen früh zur Fähre und eine gewisse Aufregung weckt uns beide schon eine Viertel Stunde vor dem Wecker. Alles klappt wie am Schnürchen bis auf die Funkgeräte. Ein Kabel oder ein Schalter hält die Verbindung nur sporadisch und wenn seine Missstimmung groß genug ist, schaltet er das Funkgerät sogar ganz ab. Reparatur impossible, die Mission aber nicht. Oder doch? Die England Karte ist zu Hause geblieben und der Ausdruck des Routenplaners ist dürftig. Der lange Rede kurzer Sinn: wir sind frühzeitig vor Ort, beide Fähren sind pünktlich und mein bärtiger Routefinder findet durch England hindurch wie ein wandelnder Kompass. Dabei herrschen in England zumindest anfangs verschärfte Bedingungen. Hier werden die Ortsnamen auch in einer zweiten Sprache angegeben, die sich wie Buchstabensalat liest. Ein typisches Beispiel: Bryngwran.

Wir erreichen nach 350 km Englanddurchquerung frühzeitig Hull und checken ein. An Bord stellen wir fest, dass unsere Uhr wieder eine Stunde vor gestellt werden muss, damit wir die Ankunftszeit morgen früh nicht verschlafen. Hier an Bord spricht man auch wieder deutsch. Damit ist klar, wir nähern uns der Heimat.

P. S.: Die See ist spiegelglatt. So habe ich gute Chancen, dass mein leckeres Buffet-Abendessen bei mir bleibt.

Mittwoch, 17.07.02

Die Pride of Hull soll planmäßig um 8.00 Uhr in Rotterdam ankommen. Wir beschließen, das Frühstück an Land zu nehmen, so können wir wenigstens bis 7.15 Uhr schlafen. Dachten wir. Um 6.00 Uhr weckt uns der Kabinenlautsprecher in einer Lautstärke, dass wir fast aus den Betten fallen. Das erste Frühstückslokal an Bord hat geöffnet. Schön für das Frühstück. Doch wir versuchen weiter zu schlafen, denn nach unserem Zeitempfinden ist es erst 5.00 Uhr. Eine halbe Stunde später versucht der Lautsprecher erneut, uns aus dem Bett zu locken, weil jetzt noch ein anderes Frühstückslokal geöffnet hat. Unartig bleiben wir im Bett und drehen uns auf die andere Seite. Scheinbar weil alle Versuche vergebens sind, schaltet sich jetzt der Kapitän höchstpersönlich ein und spricht zu uns (natürlich über diesen schrecklich lauten Lautsprecher). Die freudige Nachricht lautet, dass wir 10 Minuten früher als geplant ankommen. Also verlassen wir jetzt doch das Nest. Schnell sind wir startklar und unsere Mopeds auch.

Video Tag 13-17: Dublin: Temple Bar, Trinity College, Dublin Castle, Christ-Church Cathedral, Dublina, St. Patricks Cathedral, Guinness Storehouse. Holyhead, Hull, Rotterdam.

Vor uns liegen 500 km Autobahn. Nach 40 km gönnen wir uns 2 Tankfüllungen Benzin, 2 Mac Mornings bei Mc Donalds und fühlen uns gerüstet für den Tag. Doch nach weiteren 200 km setzt der Regen ein, der uns bis zu Hause nicht mehr verlässt. Zu den nassen Straßen gesellt sich der Umstand, dass das Profil meines Hinterreifens jetzt auch abgefahren ist. Beides zusammen ergibt eine überaus vorsichtige Fahrweise. Als wir um 15.15 Uhr zu Hause ankommen, sind wir zwar nass und durchgefroren bis auf die Knochen, aber ansonsten heil.

Wir werden lieb von Margot und Melanie empfangen, die die nassen Sachen entgegen nehmen und uns mit wirklich gutem Kaffee verwöhnen. Das können die Iren trotz aller Bemühungen doch nicht gut: Kaffee kochen.

Mein Po ist genauso platt wie das Profil meines Hinterreifens (unsere Portemonnaies übrigens auch). Dafür bleiben die Erinnerungen an freundliche, offene und hilfsbereite Menschen, an eine mehrtausendjährige Geschichte mit ihren steinernen Zeugnissen und an atemberaubende Landschaften.

In den folgenden Nächten zeigen uns unsere Träume, dass wir noch nicht vollständig zurück gekehrt sind. Des Nachts fahren wir weiterhin im Linksverkehr durch die Kreisel und während des Erwachens taucht unterbewusst die Frage auf, in welcher Stadt und in welchem B&B wir uns gerade befinden? Erst wenn die Umrisse im Zimmer klarer werden und unser Bewusstsein die Steuerung wieder übernimmt, stellen wir erstaunt fest, dass wir nach 4500 KM wieder zu Hause sind.

Eigentlich schade, denn von Irland zu träumen ist traumhaft schön.

Copyright by Jutta Thomas

Zur Fotogalerie Irland 2002

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